Josef Breuer
geb. Wien, am 15. Januar 1842
gest.
Wien, am 20. Juni 1925
Mediziner, Internist
und Physiologe
Josef Breuer, Sohn des
jüdischen Religionslehrers
Leopold
Breuer (1791–1872), besuchte das Akademische Gymnasium in Wien, wo er
1858 die Matura ablegte. Seit 1859 studierte er Medizin an der
Universität Wien, wo er 1864 zum Doktor der Medizin (Dr. med.)
promoviert wurde. 1867 wurde Breuer Assistent von Theodor (seit 1869:
Ritter von) Oppolzer (1808–1871) an der Wiener II. Medizinischen
Universitätsklinik, wo er an der Erforschung einer Lungendehnung
beteiligt war, des nach ihm und Ewald Konstantin Hering (1834–1918)
benannten Hering-Breuer-Reflexes. 1871 eröffnete Breuer eine
Privatpraxis, setze aber seine Forschungen privat fort, wurde 1874 an
der Universität Wien für Innere Medizin habilitiert und war seither
Privatdozent; 1884 legte er seine Venia legendi jedoch nieder. Zur
Behandlung neurotischer und hysterischer Störungen entwickelte er auch
die kathartische Methode, welche dem durch Breuer geförderten jüngeren
Berufskollegen
Sigmund Freud
(1856–1939) als Basis seiner Psychoanalyse diente; 1896 kam es jedoch zu
einer Entzweiung der beiden, wenngleich ihre Familien freundschaftlich
verbunden blieben. Bahnbrechend für Breuer wurde die Behandlung der
Sozialarbeiterin und Gründerin des
»Jüdischen
Frauenbundes«
Bertha Pappenheim (1859–1936), der er den Decknamen
»Anna O.«
gab. Breuer wurde 1894 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der
Wissenschaften in Wien.
Josef Breuer
heiratete 1868 Mathilde Altmann, mit der er fünf Kinder hatte: der
spätere Internist
Robert Breuer
(1869–1936), der die Tochter des mit ihm eng befreundeten Pianisten und
Komponisten
Ignaz Brüll
(1846–1907),
»Hanna«
Johanna Brüll (1883–1965), heiratete, Bertha Breuer (später verheiratete
Hammerschlag; 1870–1962), Margarethe Breuer (später verheiratete Schiff;
1872–1942 im Konzentrationslager), der spätere Rechtsanwalt Hans Breuer
(1876–1926) und »Dora«
Dorothea Breuer (1883–1938), die sich dem Zugriff der
Nationalsozialisten durch ihren Freitod entzog; sie veranlasste
Sigmund Freud
zum Decknamen »Dora«
für seine Patientin
Ida Bauer
(1882–1945). Hans
Breuer heiratete 1906 »Käthy«
Katharina Mautner (1883–1979), Tochter der Kunstmäzenin
Jenny
Mautner (1856–1938) und des Großindustriellen
Isidor Mautner
(1852–1930), welcher seit 1925 auch Besitzer der
Textilfabrik Marienthal
war. Alle Kinder der Breuers waren enge Spielgefährten der
Mautner-Kinder und blieben auch später dem Hause verwandtschaftlich wie
freundschaftlich eng verbunden.

Selbstständige Publikationen von Josef Breuer
● Die Selbststeuerung der
Athmung durch den Nervus vagus. Mit drei gefalteten Tafeln.
Wien: Hirschmüller 1868 (= Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften, Wien. Mathematisch–naturwissenschaftliche Classe.
58. Band. 2. Abtheilung.), S. 909–937 & 3 Tafeln.
● (Mit
Sigmund
Freud)
Studien über Hysterie. Leipzig–Wien: Deuticke 1895, 269 S.
● Studien über den
Vestibularapparat.
Wien: Gerold 1903 (= Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften, Wien. Mathematisch–naturwissenschaftliche Classe,
112. Band. 3. Abtheilung. 8–9.), S. 315–394.
● Über den
Galvanotropismus (Galvanotaxis) bei Fischen.
Wien: Gerold 1905, 30 S. Separatabdruck aus: Aus den Sitzungsberichten
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.
Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. 114. Band. 3. Abteilung.
1905.
● Über das Gehörorgan der
Vögel.
Wien: Gerold 1907 (= Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften in Wien. Mathematisch–naturwissenschaftliche Klasse. 116.
Band. 3. Abteilung.), S. 249–192.
● (Mit Hans Meyer)
Dr. Josef Breuer 1842–1925.
[Josef Breuer: Curriculum
vitae.] –
Hans Meyer: Nachruf,
gesprochen bei der Feuerbestattung Josef Breuers im Krematorium der
Stadt Wien am 23. Juni 1925.
[Wien: ohne Verlagsangabe 1925], 30 S. & 3 Tafeln.
● Marie von
Ebner-Eschenbach – Josef Breuer. Ein Briefwechsel 1889–1916.
Herausgegeben von Robert A[dolf] Kann.
Wien: Bergland-Verlag 1969 (= Eine
Sonderpublikation der
Österreich-Reihe.), 193 S.
● Die Krisis
des Darwinismus und die Teleologie. Vortrag gehalten am 2. Mai 1902.
Herausgegeben von Gerd Kimmerle.
Tübingen: Edition Diskord 1986 (= Archiv der Edition Diskord.), 44 S.
Zuerst in: Vorträge und Besprechungen über die Krisis des Darwinismus.
Leipzig 1902.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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