Ignaz Brüll
geb. Proßnitz, Mähren (Prostějov, Tschechische Republik), am 7.
November 1846
gest.
Wien, am 17. September 1907
Pianist und Komponist
Ignaz Brüll, Sohn des
auch als Bariton ausgebildeten Kaufmanns Siegmund Brüll und der
Pianistin Katharina Brüll (geborene Schreiber), lebte mit seinen Eltern
seit 1850 in Wien. Den ersten Klavierunterricht erhielt er durch seine
Mutter, und Ignaz Brüll debütierte als Pianist bereits 1850. Danach
studierte er am Wiener Konservatorium Klavier bei
Julius Epstein (1832–1926) sowie
Kompositionslehre bei Johann Rufinatscha (1812–1893) und Felix Otto
Dessoff (1835–1892). Brüll trat zunächst als Konzertpianist auf und
präsentierte dabei auch seine ersten Kompositionen. Um sich ganz der
Komposition widmen zu können, gab er seine Pianistenkarriere weitgehend
auf und lehnte 1871 auch die ihm angebotene Professur für Klavier am
Stern-Konservatorium in Berlin ab. 1872 bis 1878 lehrte Brüll Klavier an
den (Eduard) Horak-Musikschulen (heure Konservatorium) in Wien, wo er
1881 Musikalischer Mitdirektor wurde. Eine in den 1890er Jahren
angebotene Professur am Wiener Konservatorium lehnte er ebenfalls ab.
Brüll war übrigens 1877 bis 1879 Mitglied der Freimaurerloge
»Sokrates«.
Ignaz Brüll heiratete
1882 die Bankierstochter Marie Schosberg, mit der er die Töchter hatte:
»Hanna«
Johanna Brüll und »Minni«
Wilhelmine Brüll. Die Familie Brüll betrieb bald einen künstlerischen
Zirkel, dem unter anderem der Komponist und Musiker
Johannes Brahms (1833–1897),
der Pianist Anton Door (1833–1919),
Julius Epstein,
der Komponist Robert Fuchs (1847–1927),
Karl
Goldmark (1830–1915), der Komponist Richard Heuberger
(1850–1914), der Komponist, Dirigent und Operndirektor Gustav Mahler
(1860–1911), der
Musikwissenschaftler, Dirigent und Komponist
Eusebius Mandyczewski
(1857–1929), der Komponist, Musikpädagoge und Musikschriftsteller
Richard Ritter von Perger (1854–1911), der Musikkritiker und
Musikwissenschaftler Eduard Hanslick (1825–1904) sowie der Chirurg
Theodor Billroth (1829–1894) angehörten, aber auch der
Internist und Physiologe
Josef Breuer (1842–1925),
dessen Sohn, der
Internist
Robert Breuer (1869–1936), 1906 Brülls Tochter
»Hanna«
Johanna Brüll (1883–1965) heiratete. Schon in Kinderjahren waren die
Brüll- und Breuer-Kinder Spielkameraden, ebenso die Kinder der
Kunstmäzenin
Jenny Mautner
(1856–1938) und ihres Mannes, des Großindustriellen
Isidor Mautner (1852–1930),
welcher seit 1925 auch Besitzer der
Textilfabrik Marienthal
war. Die
Familie Brüll gehörte zu den engsten Freunden der Familie Mautner sowie
jener des Internisten und Physiologen.
Ignaz Brüll
ist heute vor allem als Interpret klassischer und romantischer
Klaviermusik bekannt.

Bühnenwerke von
Ignaz Brüll
● Die Bettler
von Samarkand. Oper.
Text: Otto Prechtler. Musik: Ignaz Brüll.
Wien 1864.
● Das goldene Kreuz. Oper
in zwei Akten.
Text: Hermann Salomon Ritter von Mosenthal nach dem Französischen
(»Catherine, ou la Croix d’or«
von Nicolas Brazier und
Mélesville (d.i.
Anne-Honoré-Joseph
Duveyrier).).
Musik: Ignaz Brüll
Uraufführung: Hofoper Berlin am 22. Dezember 1875.
● Der Landfriede. Oper in
drei Akten.
Text: Hermann Salomon Ritter von Mosenthal frei nach
Eduard von Bauernfeld's gleichnamigem Lustspiel mit
besonderer Bewilligung des Autors. Musik: Ignaz Brüll.
Uraufführung: Hofoper Wien am 4. Oktober 1877.
● Bianca. Oper in zwei
Akten.
Text: Adolph Schirmer. Musik: Ignaz Brüll.
Uraufführung: Dresden am 25. November 1879.
● Königin
Mariette.
Komische Oper in drei Akten.
Text: F. Zell (d.i. Camillo Walzel) und Richard Genée frei nach einem
französischen Stoffe (von Eugène Scribe und Jules-Henri Vernoy de
Saint-Georges).
Musik: Ignaz Brüll.
München 1883.
● Gloria. Oper.
Text: Guido Menasci.
Musik: Ignaz
Brüll. Hamburg 1886.
● Ein Märchen
aus der Champagne.
Allegorisch-phantastisches Ballet in
drei Akten.
Textbuch: Alfred
Maria Willner. Musik: Ignaz
Brüll.
Uraufführung: 1886.
● Das
steinerne Herz.
Romantische Oper in drei Akten.
Text: Joseph Viktor Widmann frei bearbeitet nach einem Märchen von
Wilhelm Hauff.
Musik: Ignaz Brüll.
Wien 1888.
● Gringoire. Oper in
einem Akt. Text: Victor Léon (d.i.
Viktor Hirschfeld) nach dem
gleichnamigen Schauspiele von Théodore-Faullain de Banville.
Musik:
Ignaz Brüll. Uraufführung: Hofoper München am 19. März 1892.
● Schach dem König.
Komische
Oper in drei Akten.
Text: Victor Léon (d.i. Viktor
Hirschfeld) nach Hippolyt
Schaufferts gleichnamigem Lustspiel.
Musik: Ignaz Brüll.
Uraufführung:
Nationaltheater München am 24.
November
1893.
● Der Husar. Komische
Oper in zwei Akten. Text: Victor Léon (d.i.
Viktor Hirschfeld) nach einem
Eugène Scribe’schen Stoffe.
Musik: Ignaz Brüll.
Wien 1896.
● Rübezahl.
Ein Fragment.
Musik: Ignaz Brüll.
© Reinhard Müller
Stand:
Februar 2010
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