Pablo Casals
das ist Pau Carlos Salvador Casals y Defilló
geb. El Vendrell, Cataluña, am 29. Dezember 1876
gest. San Juan, Puerto Rico, am 22. Oktober 1973
Cellist, Dirigent und Komponist
Pablo Casals, Sohn des
Organisten Carlos Casals i Riba (1852–1906), sang bereits als
Vierjähriger im Kirchenchor seines Vaters und lernte seit 1882 Klavier,
Orgel und Violine. 1888 bis 1893 studierte er am Konservatorium (Escola
Municipal de Música) in Barcelona (Cataluña)
Cello bei Josep García, Theorie bei
Josep Rodoreda Santigós (1851–1922)
und Klavier Joaquín Malats (1872–1912) und Francisco Costa Llobera.
Sein Debüt als Musiker hatte Casals 1891 in Barcelona. 1893 bis 1895
studierte er am Konservatorium in Madrid
Komposition bei Tomás Bretón
Hernández (1850–1923) und Kammermusik bei Jesús de Monasterio
(1836–1903). 1895 wollte er das Konservatorium in Büssel (Bruxelles)
besuchen, kehrte aber enttäuscht nach Barcelona zurück, um kurz darauf
nach Paris zu gehen, wo er Zweiter Celllist am Théâtre des
Folies-Marigny wurde. 1897 kehrte Casals wieder nach Barcelona zurück,
wo er 1897 bis 1899 als Nachfolger seines Lehrers García Cello am
Konservatorium unterrichtete und Erster Cellist am
Gran Teatro del Liceo
wurde. Außerdem gründete er gemeinsam mit dem Violinisten Mathieu
Crickboom (1871–1947), dem Violinisten Galves und dem Pianisten und
Komponisten Enrique Granados y Campiña (1867–1916) ein Quartett. Mit
seinem Auftritt als Solo-Cellist 1897 in Madrid begann Casals’
Weltkarriere. In den folgenden Jahrzehnten unternahm er Konzerttourneen
durch fast alle Kontinente.
1899 kehrte Pablo
Casals nach Paris zurück, gründete 1905 mit dem Pianisten Alfred Cortot
(1877–1962) und dem Violinisten Jacques Thibaud (1880–1953) ein weltweit
erfolgreiches Trio, das bis 1937 auftrat. Die Jahre des ersten
Weltkriegs verbrachte Casals überwiegend in New York (New York). 1919
gehörte er zu den Mitbegründern der École Normale de la Musique in
Paris.
Pablo Casals, der
immer mehr Interesse am Dirigieren fand, kehrte nach Barcelona zurück
und gründete 1919 das Orquestra Pau Casals, das sein erstes Konzert 1920
gab, und 1926 die Abonnentenorganisation »Associació
Obrera de Concerts«
(Arbeiter-Konzertvereinigung); beide Institutionen waren
bis zum Beginn des
Spanischen Bürgerkriegs 1936.
Pablo Casals, der im
Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner stand, ging nach dem
Sieg der Faschisten 1936 ins Exil, zunächst nach Paris und zog sich aus
Protest gegen das Franco-Regime als Cellist zurück. 1939 ließ er sich im
südfranzösischen Prades (Pyrénées-Orientales) nahe der spanischen Grenze
nieder. 1950 bis 1966 leitete er das von ihm begründete
Prades Festival de
Musique de Chambre (Festival Pablo Casals). Casals war nunmehr auch
verstärkt als Komponist tätig und seine
»Himno
a las Naciones Unidas«
(Hymne an die Vereinten Nationen) wurde 1971 vor den Vereinten Nationen
aufgeführt.
1957
übersiedelt Pablo Casals in die Heimat seiner Mutter, nach Puerto Rico,
wo er schon 1955 und 1956 auf Besuch war. Er ließ sich in San Juan
nieder und begründete gemeinsam mit dem Violinisten
Alexander Schneider
(1908–1993) 1957 das Festival Casals de Puerto Rico und 1958 das
Orquesta Sinfónica de Puerto Rico (Symphonieorchester Puerto Ricos).
1906 bis 1912 hatte
Pablo Casals eine Lebensgemeinschaft mit der portugiesischen Cellistin
Guilhermina Suggia (1885–1950), genannt
»Casals-Suggia«,
welche als erste Frau eine Cellistinnen-Karriere machte. 1914 heiratete
er die US-amerikanische Mezzosopranistin Susan Metcalfe (1878–1959), von
der er sich 1928 trennte, aber erst 1957 geschieden wurde.
1957
heiratete Casals seine Cello-Schülerin Marta Montáñez Martinez (geb. 1936),
später mit dem US-amerikanischen Pianisten Eugene George Istomin
(1925–2003) verheiratet.
Pablo Casals, der in
Wien erstmals 1910 auftrat, verkehrte hier unter anderem im Kreis der
Kunstmäzenin
Jenny Mautner
(1856–1938) und deren Mann, dem Großindustriellen
Isidor Mautner (1852–1930),
welcher seit 1925 auch Besitzer der
Textilfabrik Marienthal
war.
Pablo Casals gilt
heute als einer der bedeutendsten Cellisten der Welt.

Selbstständige Publikationen von Pablo Casals
● Joys and sorrows. Reflections by Pablo Casals as told to
Albert E[ugene] Kahn. New York, N.Y.: Simon & Schuster 1970, 314 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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