Julia
Bertha Culp
verheiratete Merten, verheiratete Ginzkey
geb. Groningen, Groningen, am 6. Oktober 1880
gest.
Amsterdam, am 13. Oktober 1970
Konzertsängerin (Mezzosopran)
Julia Bertha Culp,
Tochter eines jüdischen Orchestermusikers und Kaufmanns, erhielt ihre
Ausbildung als Sängerin bei der Gesangspädagogin Cornélie van Zanten
(1855–1946) am Konservatorium in Amsterdam, welches sie 1900
absolvierte. Sie trat danach als Mezzosopran in Haarlem (Noord-Holland),
Rotterdam (Zuid-Holland) und Alkmaar (Noord-Holland) auf.
1901 übersiedelte
Julia Bertha Culp nach Berlin, wo sie als Sängerin tätig war und sich
bei der Koloratursopranistin Etelka Gerster (1855–1920) weiterbildete.
Nach einem Engagement in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) kehrte sie nach
Amsterdam zurück, von wo aus sie zahlreiche Konzerttourneen durch Europa
unternahm, wobei sie unter anderem von
Richard
Strauss (1864–1949) am Klavier begleitet wurde. 1905
heiratete sie Erich Merten (1869–1933), von dem sie sich 1918 scheiden
ließ. 1913 trat Culp erstmals in den USA auf, in der Carnegie Hall in
New York (New York), und unternahm seither jährlich ausgedehnte
Konzerttourneen durch Nord- und Südamerika. Culp, die seit 1919 nur mehr
selten auftrat, gab 1930 ihr letztes öffentliches Konzert. Seit ihrer
Ehe mit dem tschechischen Großindustriellen
Willy (1898–1919: Ritter von) Ginzkey (1856–1934), den
sie 1919 in Wien heiratete, lebte sie meist in ihrem Haus in
Vratislavice nad Nisou
(heute zu Liberec, Tschechische Republik) und wurde auch
tschechoslowakische Staatsbürgerin. 1937 wurde sie Professorin an der
Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. In dieser Zeit
verkehrte sie unter anderem im Kreis der Kunstmäzenin
Jenny Mautner (1856–1938) und
deren Mann, dem Großindustriellen
Isidor
Mautner (1852–1930), welcher seit 1925 auch Besitzer der
Textilfabrik Marienthal
war.
Nach dem »Anschluss«
Österreichs an das Deutsche Reich floh Julia Bertha Culp im März 1938 nach
Vratislavice nad Nisou,
nach der Okkupation des »Sudetenlandes« durch das nationalsozialistische
Deutschland musste sie im Oktober erneut fliehen, diesmal nach
Amsterdam, wo sie im Dezember 1938 wieder die niederländische
Staatsbürgerschaft erhielt. Nach der Okkupation der Niederlande durch
Nazi-Deutschland hielt sie sich im Untergrund versteckt. Danach lebte
sie wieder zurückgezogen in Amsterdam.
Julia Bertha Culp gilt
heute als eine der bedeutendsten Mezzosoprane ihrer Zeit.

Selbstständige Publikationen von Julia
Bertha Culp
● De
interpretatie van het lied.
Een causerie. Met een
voorwoord van Dietrich Fischer-Dieskau.
’s-Gravenhage: [Rijkens] 1980, 42 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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