Theodor Gomperz
geb. Brünn, Mähren (heute Brno,
Tschechische Republik), am 29. März 1832
gest. Baden,
Niederösterreich, am 29. August 1912
klassischer Philologe
Theodor Gomperz, Sohn
eines Bankiers, studierte 1849 bis 1850 Rechtswissenschaft und 1850 bis
1853 klassische Philologie an der Universität Wien, wo er – ohne
Doktorgrad – 1867 für Klassische Philologie habilitiert wurde. 1869 zum
außerordentlich Universitätsprofessor und 1873 zum ordentlichen
Universitätsprofessor der Klassischen Philologie an der Universität Wien
berufen, war Gomperz der erste jüdische Inhaber eines Lehrstuhls für
Klassische Philologie im deutschen Sprachraum; er emeritierte 1900.
Gomperz war seit 1901 lebenslängliches Mitglied des Österreichischen
Herrenhauses.
Theodor Gomperz
heiratete 1869 Elise von Sichrovsky (1848–1929), seit 1892 Patientin von
Sigmund Freud (1856–1939), der auch ihre Verwandte, die
Dichterin
Anna von Lieben
(1847–1900), behandelte. Freud hatte schon 1879 Texte des englischen
Philosophen und Nationalökonomen John Stuart Mill (1806–1873) für
Theodor Gomperz übersetzt. Später
unterhielt Freud auch
Kontakte zu Theodors und Elises Sohn, den Philosophen
Heinrich Gomperz (1873–1942), der sich ihm als Versuchsperson
für die Traumdeutung zur Verfügung stellte.
Theodor Gomperz gilt
heute als bedeutender Philologe insbesondere des Altgriechischen und als
wichtiger Übersetzer.

Selbstständige Publikationen von Theodor Gomperz
● Demosthenes der
Staatsmann. Ein populärer
Vortrag gehalten zu Brünn den 17.
März 1864.
Wien: Gerold 1864, 36 S.
● (Herausgeber)
Philodemus: Philodemi de ira liber. E papyro Herculanensi ad
fidem exemplorum Oxoniensis et Neapolitani nunc priumum edidit Theodorus
Gomperz. Lipsiae [Leipzig]: Teubner 1864, 193 S.
● Herkulanische Studien.
Leipzig: Teubner 1865–1866, 2 Bände:
1. Band: Philodemus:
Über Induktionsschlüsse. Nach der Oxforder und Neapolitaner Abschrift
herausgegeben von Theodor Gomperz. 1865, XX, 52 S.
2. Band: Philodemus:
Über die Frömmigkeit. Der Text und photo-litographische Beilagen.
1866, XI, 158 S., [28] Bl.
● Traumdeutung und
Zauberei. Ein Blick auf das Wesen des Aberglaubens. Ein Vortrag,
gehalten am 9. April 1866.
Wien: Gerold 1866, 32 S.
● (Redakteur &
Übersetzer) John Stuart Mill:
John Stuart Mill’s
gesammelte Werke. Autorisirte Übersetzung unter Redaction von Professor
Dr. Th. Gomperz.
Leipzig: Fues 1869–1884, 12 Bände:
1. Band: Die
Freiheit. Übersetzt von Theodor Gomperz. – Das Nützlichkeitsprincip.
Übersetzt von Adolf Wahrmund. – Rectoratsrede. Übersetzt von Adolf Wahrmund.
1869, 263 S.
2. Band: System der
deductiven und inductiven Logik. Übersetzt und mit Anmerkungen
versehen von Theodor Gomperz.
Band 1.
1872, XXXI, 339 S.
3. Band: System der
deductiven und inductiven Logik. Übersetzt und mit Anmerkungen
versehen von Theodor Gomperz.
Band 2.
1872, X, 375 S.
4. Band: System der
deductiven und inductiven Logik. Band 3.
Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Theodor Gomperz.
1873, XI, 393 S.
5. Band: Grundsätze
der politischen Ökonomie nebst einigen Anwendungen derselben auf die
Gesellschaftswissenschaft. Übersetzt von Adolf Soetbeer.
Band 1. 1869, X, 321 S.
6. Band: Grundsätze
der politischen Ökonomie nebst einigen Anwendungen derselben auf die
Gesellschaftswissenschaft. Übersetzt von Adolf Soetbeer. Band 2. 1869,
389 S.
7. Band: Grundsätze
der politischen Ökonomie nebst einigen Anwendungen derselben auf die
Gesellschaftswissenschaft. Übersetzt von Adolf Soetbeer.
Band 3. 1869, VI, 295 S.
8. Band:
Betrachtungen über Repräsentativ-Regierung. Übersetzt von Eduard
Wessel. 1873, VI, 262 S.
9. Band:
Auguste Comte und der Positivismus. – Vermischte Schriften.
Übersetzt von Elise Gomperz. 1874, 275 S.
10. Band: Vermischte
Schriften politischen, philosophischen und historischen Inhalts.
Übersetzt von Eduard Wessel. Band 1. 1874, 252 S.
11. Band: Vermischte
Schriften politischen, philosophischen und historischen Inhalts.
Übersetzt von Eduard Wessel. Band 2. 1875, 249 S.
12. Band: Vermischte Schriften.
John Stuart Mill:
Vermischte Schriften. Über Frauenemancipation [recte von Harriet Taylor
Mill]. – Plato. – Arbeiterfrage. – Socialismus. Übersetzt von
Sigmund Freud.
1880, 228 S.
● (Herausgeber &
Übersetzer) John Stuart Mill: System der deductiven und
inductiven Logik. Eine Darlegung der Grundsätze der Beweislehre und der
Methodenwissenschaftlicher Forschung, übersetzt und mit Anmerkungen
versehen von Theodor Gomperz.
Leipzig:
Fues 1872–1873, 3 Bände (Original: A system of logic, ratiocinative and
inductive, being a connected view of the principles and the methods of
scientific investigation. London 1843):
1.
Band: 1872, XXXI, 339 S.
2. Band:
1872, 375 S.
3. Band:
1873, 394 S.
● Beiträge zur Kritik und
Erklärung griechischer Schriftsteller.
Wien: Gerold 1875–1907 (= Sitzungsberichte der
Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften in Wien.), 9 Bände:
1. Band: Zu den
Fragmenten der Tragiker. 1875 (= Band 79. 1.), S. 235–280.
2. Band: Zu
Euripides. 1875 (= Band 80. 4.), S. 747–768.
3. Band: 1876
(= Band
83. 4.), S. 563–598.
4. Band: 1890
(= Band
122. 4.), 22 S.
5. Band: 1896
(= Band
134. 2.), 16 S.
6. Band: 1898
(= Band
139. 1.), 29 S.
7. Band: 1901
(= Band
143. 3.), 22 S.
8. Band: 1906
(= Band
152. 1.), 31 S.
9. Band: 1907
(= Band
154. 4.), 9 S.
● Neue Bruchstücke
Epikur’s, insbesondere über die Willensfrage.
Wien: Gerold 1876 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 83.
2.), S. 87–98.
● Die Bruchstücke der
griechischen Tragiker und [Carel Gabriel] Cobet’s neueste kritische
Manier. Ein Mahnwort.
Wien: Hölder 1878, 44 S.
● Herodoteische Studien.
Wien: Gerold 1883 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.), 2 Bände:
1. Band: 1883
(= Band
103. 5.), S. 141–178.
2. Band: 1883
(= Band
103. 11.), S. 521–606.
● Über ein bisher
unbekanntes griechisches Schriftsystem aus der Mitte des vierten
vorchristlichen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der Kurzschrift
und der rationellen Alphabetik.
Wien: Gerold 1884 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 107.
6.), S. 339–395.
● Zu Philodem’s Büchern
von der Musik. Ein kritischer Beitrag.
Wien: Hölder 1885, 40 S.
● Über den Abschluss des
herodoteischen Geschichtswerkes.
Wien: Gerold 1886 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 112.
8.), S. 507–531.
● Platonische Aufsätze.
Wien: Gerold 1887–1906 (= Sitzungsberichte der
Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften.), 4 Bände:
1. Band: Zur
Zeitfolge platonischer Schriften. 1887 (= Band 114. 2.), S. 741–768.
2. Band: Die
angebliche platonische Schulbibliothek und die Testamente der
Philosophen. 1899 (= Band 141. 7.). 11 S.
3. Band: Die
Composition der Gesetze. 1903 (= Band 145. 11.), 36 S.
4. Band: 1906
(= Band
152. 4.), 16 S.
● Zu Heraklit’s Lehre und
den Überresten seines Werkes.
Wien: Gerold 1887 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 113.
2.), 61 S.
● Zu Aristoteles’ Poetik.
Wien: Tempsky 1888–1896 (= Sitzungsberichte der
Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften in Wien.), 3 Bände:
[1]. Band: Ein
Beitrag zur Kritik und Erklärung der Capitel I–VI. 1888 (= Band 116.
1.), S. 543–582.
2.
Band: 1896 (= Band 135. 2.), 22 S.
3. Band: 1896
(= Band
135. 4.), 45 S.
● Nachlese zu den
Bruchstücken der griechischen Tragiker. Kritische und exegetische
Bemerkungen.
Wien: Tempsky 1888 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 116.
1.), S. 3–52.
● John
Stuart Mill.
Ein Nachruf.
Wien: Konegen 1889, 49 S.
● Über die Charaktere
Theophrast’s.
Wien: Tempsky 1889 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 117.
10.), 20 S.
● (Übersetzer &
Herausgeber) Hippokrates: Die Apologie der Heilkunst, eine
griechische Sophistenrede des fünften vorchristlichen Jahrhunderts,
bearbeitet, übersetzt, erläutert und eingeleitet von Theodor Gomperz.
Wien: Tempsky 1890 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 120.
9.), 196 S. Original: Περι τεχνες
● Philodem und die
ästhetischen Schriften der Herculanischen Bibliothek. Wien: Tempsky 1891 (= Sitzungsberichte der
Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften in Wien. Band 123. 6.), 88 S.
● Die Schrift vom
Staatswesen der Athener und ihr neuester Beurtheiler. Eine
Streitschrift.
Wien: Hölder 1891, 48, 6 S.
● Die jüngst entdeckten
Überreste einer den platonischen Phaedon enthaltenden Papyrusrolle.
Wien: Tempsky 1892 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 127.
14.), 12 S.
● (Herausgeber) Aus
der Hekale des Kallimachos. Neue Bruchstücke anläßlich der 42.
Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Wien herausgegeben
von Theodor Gomperz. Wien: Hof- und Staatsdruckerei 1893, 18 S.
● Neue Bemerkungen über
den ältesten Entwurf einer griechischen Kurzschrift.
Wien: Tempsky 1895 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 132. 13.), 15 S.
● Griechische Denker.
Eine Geschichte der antiken Philosophie.
Leipzig: Veit
1896–1909, 3
Bände:
1.
Band: 1896, VI, 478 S.
2.
Band: 1902, VIII, 615 S.
3.
Band: 1909, VIII, 483 S.
● (Übersetzer)
Aristoteles: Aristoteles’ Poetik, übersetzt und eingeleitet von
Theodor Gomperz. Mit einer Abhandlung, Wahrheit und Irrtum in der
Katharsis-Theorie des Aristoteles, von Alfred Freiherrn von Berger.
Leipzig: Veit 1897, 128 S. Original (lateinische Übersetzung): De arte
poetica.
● Zur Chronologie des
Stoikers Zenon.
Wien: Tempsky 1903 (= Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen
Classe der Akademie der Wissenschaften in Wien. Band 146. 6.), 15 S.
● Essays und
Erinnerungen. Mit dem Bildnis des Verfassers von Franz von Lenbach. Stuttgart–Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt 1905, X,
249 S.
● (Herausgeber)
Hellenika. Eine Auswahl philologischer und philosophiegeschichtlicher
kleiner Schriften. Leipzig: Veit 1912, 2 Bände:
1.
Band: 1912, VI, 450 S.
2.
Band: 1912, IV, 374 S.
● Briefe und
Aufzeichnungen ausgewählt, erläutert und zu einer Darstellung seines
Lebens von
Heinrich Gomperz.
Wien: Gerold 1936, 1 Band:
1. Band:
1832–1868. 1936, 480 S.
● Theodor Gomperz, ein
Gelehrtenleben im Bürgertum der Franz-Josefs-Zeit. Auswahl seiner Briefe
und Aufzeichnungen 1869–1912. Erläutert und zu einer Darstellung seines
Lebens verknüpft von Heinrich Gomperz. Neubearbeitet und herausgegeben
von Robert A[dolf] Kann.
Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1974 (= Sitzungsberichte. Österreichische Akademie der Wissenschaften,
Philosophische-Historische Klasse. 295. / Veröffentlichungen der
Kommission für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. 14.), 556,
25 S.

Über
Theodor Gomperz auf dieser Website
● Kraus,
Karl (1874–1936):
[Eduard von Todesco-Anekdoten],
in: Die
Fackel (Wien), 1.–2. Jg.
(1899–1900):

© Reinhard Müller
Stand:
August 2010
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