Josef Kainz
das ist Josef Gottfried Ignaz Kainz
geb.
Mosonmagyaróvár,
Ungarn (heute Wieselburg, Burgenland), am 2. Januar 1858
gest.
Wien, am 20. September 1919
Schauspieler, Übersetzer und Schriftsteller
Josef Kainz, Sohn
eines Schauspielers und späteren Eisenbahnbeamten, debütierte bereits
als Fünfzehnjähriger am Fürstlich Sulkowskischen Privat-Theater in Wien,
wo übrigens 1890 auch
Max Reinhardt
(1873–1943) debütierte. 1874 nahm er nur kurz Schauspielunterricht bei
der Schauspielerin Caesarine Kupfer-Gomansky (geborene Heigel;
1818–1886), war ansonsten Autodidakt. Nach einem Probeauftritt in Kassel
(Hessen) erhielt er 1875 sein erstes Engagement in Marburg (Steiermark;
Maribor, Slowenien). Seit 1876 war er am Neuen Stadttheater in Leipzig
(Sachsen), seit 1877 am Hoftheater in Meiningen (Thüringen), seit 1880
am Hof- und Nationaltheater in München (Bayern), seit 1883 am Deutschen
Theater in Berlin und seit 1889 am neu eröffneten Berliner Theater in
Berlin, wo er allerdings nach Differenzen seinen Kontrakt brach. 1891
unternahm Kainz eine erfolgreiche Tournee durch die USA und spielte seit
1892 wieder am Deutschen Theater in Berlin.
1899 wurde Josef Kainz
von
Max Eugen Burckhard (1854–1912) als Hofschauspieler ans
Burgtheater in Wien berufen, wo er kurz vor seinem Tod zum
Hoftheaterregisseur ernannt wurde. Er war auch als allerdings wenig
erfolgreicher Bühnenautor tätig. In diesen Wiener Jahren verkehrte Kainz
unter anderem im Kreis der Kunstmäzenin
Jenny
Mautner (1856–1938) und deren Mann, dem Großindustriellen
Isidor Mautner (1852–1930),
welcher seit 1925 auch Besitzer der
Textilfabrik Marienthal war. Der
Leichnam von Kainz, der bei der Heirat von
Katharina Mautner (1883–1979) den Vorsitz der
Hochzeitsgesellschaft inne hatte, wurde in der Stadtwohnung der Mautners
aufgebahrt.
Marie Mautner,
verheiratete Kalbeck (1886–1972), gab 1953 auch ein Kainz-Brevier
heraus. Kainz vermittelte auch zahlreiche Kollegen zum Kreis um die
Mautners, etwa den
Schriftsteller, Übersetzer, Journalisten und
Theaterdirektor
Paul Lindau
(1839–1919).
Josef Kainz gilt heute
als einer der berühmtesten Charakterdarsteller des deutschsprachigen
Theaters, der eine eigene Technik des Ausdrucks und der Sprache schuf.

Selbstständige Publikationen von Josef
Kainz
● (Übersetzer)
George Gordon Noel Byron:
Lord Byron’s Sardanapal.
Eine Tragödie. Frei übertragen
und für die Bühne bearbeitet von Josef Kainz. Berlin:
Fontane
1897, 214 S. Original: Sardanapal. A tragedy. London 1821.
● (Mit Hugo von
Hofmannsthal & Otto Brahm) Zum Gedächtniss Hermann Müllers. Prolog
von Hugo von Hofmannsthal. Rede von Otto Brahm. Nachruf von Josef Kainz.
Gesprochen bei der Gedächtnißfeier für Hermann Müller, Sonntag, den 9.
April 1899 im Foyer des
»Deutschen
Theaters.«
Berlin: Hermann 1899, 22 S.
● (Übersetzer)
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais: Der tolle Tag oder
Figaros Hochzeit. Eine Komödie in fünf Akten
von Pierre Augustin Caron de
Beaumarchais. Übersetzt und
bearbeitet von Josef Kainz.
Berlin: Fontane 1906, 145 S. Original: La Folle journée,
ou Le Mariage de Figaro. Paris 1809.
● (Übersetzer)
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais: Der Barbier von Sevilla
oder Alle Vorsicht Umsonst! Komödie in vier Akten von
Pierre Augustin Caron de Beaumarchais.
Übersetzt von Josef Kainz.
Berlin: Fontane 1907, 88 S. Original: Le Barbier de
Séville, ou La Précaution inutile. Paris 1775.
● Der junge Kainz.
Briefe an seine Eltern. Herausgegeben und eingeleitet von Arthur
Eloesser. Mit neun Porträten und einem Faksimile.
Berlin: Fischer 1912, XV, 270 S.
● Briefe von Josef
Kainz. Mit einem Vorwort herausgegeben von Hermann Bahr. Mit 3
Bildnissen.
Wien–Berlin: Rikola 1921, 203 S.
● Joseph Kainz. Ein
Brevier. Zusammengestellt und herausgegeben von
Marie Mautner-Kalbeck. (Auswahl von bisher nicht
veröffentlichten oder nur wenig bekannten Tagebuchblättern, Briefen,
Dichtungen, Aufsätzen und Übersetzungen. Ergänzt durch Aufzeichnungen
mit ihm geführter Gespräche.)
Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1953, 92 S. & 32 Tafeln.
● Briefe. (Herausgegeben
von Wolfgang Noa.)
Berlin: Henschel-Verlag [1966], 259 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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