Helmut Qualtinger
geb. Wien, am 8. August 1928 gest. Wien, am 29. September 1986 Schauspieler, Kabarettist und Schriftsteller
Helmut Qualtinger, Sohn eines Gymnasialprofessors, besuchte 1934 bis 1944 Volksschule und Gymnasium in Wien; bereits in der Schule inszenierte er 1944 sein erstes Stück. 1944 als Luftwaffenhelfer abkommandiert, gründete er dort die
Laienbühne »Mozart-Bühne«. 1945 wurde Qualtinger von den sowjetischen Besatzungsbehörden drei Monate lang inhaftiert, weil er sich als Zivilkommissar ausgab. Nach Ablegung der Not-Matura 1945 begann er 1945/46 für vier Semester ein Studium der Medizin an der Universität Wien. 1946 gründete er
gemeinsam mit Michael Kehlmann (geb. 1927) das Kabarett »Studio der Hochschulen«. Daneben war er 1946 bis 1948 Theaterkritiker bei der von den französischen Besatzungsbehörden herausgegebenen Zeitung »Welt am Abend. Das österreichische Abendblatt« (Wien). Seit 1946 trat er gemeinsam mit
Carl Merz (1906–1979) im Kabarett
»Lieber Augustin« im Keller des Café Prückel auf. Nach einem großen
Erfolg Qualtingers mit Gerhard Bronner (1922–2007), Michael Kehlmann und Carl
Merz 1951 blieb das Quartett zusammen und brachte 1952 in der »Kleinen Komödie« die Kabarettrevue
»Brettl vorm Kopf« heraus, der »Blattl vorm Mund« 1956, »Glasl vorm Aug« 1956 und
»Spiegl vorm G'sicht« 1958 folgten.
1957 kreierte er die Figur des »Travnicek«. 1959 übersiedelte das Team ins »Neue Theater am Kärntnertor«, wo es seine Kabarettrevuen mit »Dachl überm Kopf« fortsetzte und im selben Jahr mit
»Hackl im Kreuz« beendete. 1959 schuf er gemeinsam mit Carl Merz die Figur des
»Herrn Karl«, der zur Personifikation großer Teile der österreichischen Bevölkerung und deren Umgang mit dem Nationalsozialismus wurde. Danach war Qualtinger vor allem als Autor, Rezitator sowie als Theater- und Filmschauspieler tätig.
Helmut Qualtinger heiratete 1952 die Kinder- und Jugendbuchautorin Leomare J(uliane)Seidler, mit der er den Sohn Christian Heimito Qualtinger (geb. 1958) hatte, nach der Scheidung 1982
seine Lebensgefährtin seit 1971, die Schauspielerin Vera Borek (geb. 1942), mit der er 1971 bis 1975 in Hamburg lebte.
Gemeinsam mit Carl Merz verfasste Helmut Qualtinger den
Artikel »Die
Test-Pest grassiert«, erschienen 1955 im
»Wiener Kurier (Wien)« in der damals bekannten Glosse »Blattl vor’m Mund«. Hier wird Gramatneusiedl nur nebenbei erwähnt, doch war diese Glosse wesentlich mitverantwortlich, dass
der Name dieser Gemeinde in Österreich bisweilen mit Provinzialismus und Hinterwäldlertum, mit einem Ort am Ende der Welt assoziiert wird.
(Mehr darüber)

Selbstständige Publikationen von Helmut Qualtinger
● (Mit
Carl Merz) Blattl vor’m Mund. Mit einem Vorwort von
Hans Weigel. München: Langen, Müller 1959–1961, 2 Bände:
1. Band: 1959, 92 S.
2. Band: 1961, 104 S.
● (Mit Gerhard Bronner &
Carl Merz) Glasl vorm Aug. (Mit einem Vorwort von Axel von Ambesser. Zeichnungen: Rudolf Angerer.) München: Langen, Müller 1960, 85 S.
● (Mit
Carl Merz) Der Herr Karl. München: Langen, Müller 1962, 97 S. Enthält auch: Unternehmen Kornmandl. – Geisterbahn der Freiheit. Später auch unter
dem Titel: Der Herr Karl und weiteres Heiters.
● (Mit
Carl Merz) Alles gerettet. Der Ringtheaterbrand-Prozeß. (Mit einem Geleitwort von Oscar Fritz Schuh.) München–Wien: Langen, Müller 1963, 83 S.
● (Mit
Carl Merz) Die Hinrichtung. Ein Theaterstück in acht Bildern. München–Wien: Langen, Müller 1965
(= Theater-Texte. 1.), 60 S.
● (Mit
Carl Merz) An der lauen Donau. Szenen und Spiele. München–Wien: Langen, Müller 1965, 246 S.
● (Mit
Carl Merz & Gerhard Bronner) Qualtinger’s beste Satiren. Vom Travnicek zum Herrn Karl. Mit Texten von Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner und Carl Merz. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Brigitte Erbacher. München–Wien: Langen, Müller 1973, 335 S.
● Schwarze Wiener Messe. Mit dem Zyklus von 12 Graphiken »Versuche über die gemütvollen Regungen des goldenen Wiener Herzens« von Adolf Frohner. Wien: Kremayr & Scheriau 1973 (= Bücher aus der Schatztruhe.), 90 S.
● Der Mörder und andere Leut'. Monologe, Dialoge und Szenen.
München–Wien: Langen, Müller 1975, 109 S.
● Im Prater blühn wieder die Bäume. Satiren. (Auswahl: Werner Liersch.) Berlin: Verlag Volk und Welt 1977
(= Volk-und-Welt-Spektrum. 107.), 209 S.
● Das letzte Lokal. Neue Satiren. München–Wien: Langen, Müller 1978, 156 S.
● Die rot-weiß-rote Rasse. Neue Satiren. München–Wien: Langen, Müller 1979, 157 S.
● Über Ärzte und Patienten. Der Nächstbeste, bitte! (Herausgeber: Guido Baumann.) Luzern–Frankfurt am Main: Edition Baumann im
Bucher Verlag 1980, 173 S.
● (Mit Leomare Qualtinger) Kommen Sie nach Wien, Sie werden schon sehen. Neue Prosa. Salzburg: Das Bergland-Buch 1980, 206 S.
● Drei Viertel ohne Takt. Neue Satiren. München–Wien: Langen, Müller 1980, 172 S.
● Halbwelttheater. Beste Satiren aus fünf Jahren. München–Wien: Langen, Müller
1982, 267 S.
● (Mit
Carl Merz) Österreichs goldene 50er Jahre. Das Beste aus dem »Blattl vor'm Mund«. Ausgewählt von Brigitte Sinhuber-Erbacher. Mit Illustrationen von Rudolf Angerer. Wien–München: Amalthea 1984, 239 S.
● (Mit Franz Hubmann) Der Wiener Prater oder Die schönste Illusion der Gegenwart. Schießbudenfiguren, Watschenmänner und das Ringelspiel des Lebens. Wien–München: Brandstätter 1986,
111 S.
● Das Qualtingerbuch. (Redaktion: Brigitte Erbacher.) München–Wien: Langen, Müller 1986, 334 S.
● Werkausgabe. Herausgegeben von Traugott Krischke. Wien: Deuticke 1995–1997, 5 Bände:
1. Band: »Der Herr Karl« und andere Texte fürs Theater. 1995, 384 S.
2. Band: (Mit
Carl Merz)
»Brettl vor dem Kopf« und andere Texte fürs Kabarett. 1996, 368 S.
3. Band: (Mit
Carl Merz)
»Travniceks gesammelte Werke« und andere Texte für die Bühne. 1996, 315 S.
4. Band: »Heimat bist du großer Zwerge« und andere Texte für die Bühne. 1997, 348 S.
5. Band: (Mit
Carl Merz)
»Blattl vorm Mund«. Texte für den »Neuen Kurier«. Illustrationen von Rudolf Angerer. 1997, 351 S.

Drehbücher von
Helmut Qualtinger (Auswahl)
● (Mit Karl Hans Leiter) Fräulein Casanova. Drehbuch von Karl Hans Leiter und Helmut Qualtinger nach dem gleichnamigen Roman von Karl Hans Leiter. Regie: E. W. Emo. Musik: Peter Igelhoff. Ein Wiener Mundus Film der Filmproduktion Karl
Zieglmayer. Vienna [Wien]: Wiener Mundus Film 1952, 260 Bl. (Maschinenschrift).
● (Mit
Carl Merz) Der Herr Karl. Fernsehfilm, schwarz-weiß, Österreich 1961. Regie: Erich Neuberg.
● (Mit
Carl Merz) Die Hinrichtung. Fernsehfilm, schwarz-weiß, BRD 1966. Regie: Erich Neuberg.

Über
Helmut Qualtinger
auf dieser Website
● Carl Merz & Helmut
Qualtinger: Die Test-Pest grassiert. in: Wiener Kurier (Wien), 11. Jg.
(19. März 1955):

● Große Chronik von
Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg:

© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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