Adolf Ritter
von Sonnenthal
das ist bis 1881: Adolf Sonnenthal
geb.
Pest (heute zu Budapest),
Ungarn, am 21. Dezember 1834
gest.
Prag, Böhmen (heute Praha, Tschechische Republik), am 4. April 1909
Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor
und Übersetzer
Adolf Sonnenthal, Sohn
eines 1848 völlig verarmten jüdischen Schnittwarenhändlers, besuchte die
Normalhauptschule und erlernte 1848 bis 1850 das Schneiderhandwerk.
Auf der Wanderschaft
als Schneidergeselle kam Adolf Sonnenthal nach Wien, wo er nach einer
Ermunterung durch den Schauspieler Dugumil Dawison (1818–1872) den Beruf
eines Schauspielers anstrebte. Er erteile Unterricht in Französisch und
Ungarisch, um sich den Schauspielunterricht zu finanzieren. Nach einer
Statistenrolle am Hofburgtheater in Wien debütierte Sonnenthal als
Schauspieler 1851 in Temesvár / Temeswar (Ungarn;
Timişoara,
Rumänien),
hatte seit 1852 ein Engagement in Nagyszeben / Hermannstadt (Ungarn; Sibiu,
Rumänien), seit 1854 in Graz (Steiermark) und anschließend in Königsberg
(Ostpreußen; Kaliningrad / Калининград, Russland).
1856 holte
Heinrich Laube (1806–1884) Adolf Sonnenthal ans
Hofburgtheater nach Wien, war 1858 vorübergehend in Paris und wurde 1859
Hofschauspieler am Wiener Hofburgtheater, seit 1877 mit einem
lebenslangen Engagement. 1870 debütierte Sonnenthal als Regisseur unter
Friedrich Halm (1806–1871) und war seit 1884 auch
Oberregisseur und Stellvertretender Direktor. Nach dem Abgang von
Adolf von Wildbrandt (1837–1911)
war Sonnenthal 1887 bis 1889 provisorischer Leiter des Hofburgtheaters.
Sonnenthal wurde 1881 in den Adelsstand erhoben. Er unternahm auch 1885,
1899 und 1902 Tourneen in die USA.
Adolf von Sonnenthal
heiratete 1860 Pauline Pappenheim (?–1872), mit der er vier Kinder
hatte: Felix (seit 1881: Ritter von) Sonnenthal (1861–1916), Siegmund
(1881–1919: Ritter von) Sonnenthal (1866–1933), später Fabrikdirektor,
Paul (1881–1919: Ritter von) Sonnenthal (1869–1933), später Ingenieur,
Schriftsteller und Übersetzer, und
Hermine
(1881–1919: von) Sonnenthal (1862–1922), später
Schriftstellerin.
Adolf von Sonnenthal
verkehrte, wie auch seine Tochter, die Schriftstellerin
Hermine von Sonnenthal
(1862–1922), und seine Enkelin, die Sängerin, Schauspielerin, Pianistin
und Schriftstellerin
Luzi Korngold (1900–1962), unter anderem im Kreis der
Kunstmäzenin
Jenny Mautner (1856–1938) und deren Mann, dem
Großindustriellen
Isidor Mautner (1852–1930), welcher seit 1925 auch Besitzer
der
Textilfabrik Marienthal war.
Adolf von Sonnenthal
gilt heute als einer der bedeutendsten Schauspieler seiner Zeit,
insbesondere als Darsteller so genannter Salonrollen.

Selbstständige Publikationen von Adolf von
Sonnenthal
● (Übersetzer)
George Sand [d.i. Aurore Dupin]: Der Marquis von Villemer.
Schauspiel in vier Aufzügen von George Sand. Für die deutsche Bühne
bearbeitet von Adolf Sonnenthal. Den Bühnen gegenüber als Manuskript
gedruckt.
Berlin: Michaelson 1871, 95
S. Original: Le Marquis de Villemer, comédie en quatre actes, en prose.
Paris 1861.
● (Übersetzer) Léon Laya: Verstrickt. Schauspiel in vier
Akten von Leon Laya. Deutsch von Adolf Sonnenthal. Wien: Rosner 1874 (= Neues Wiener Theater. 36.),
83 S.
● Eine Festschrift zu
seinem Gastspiel am Irving Place Theater, Director Heinrich Conried.
New York, N.Y.: Kohn 1885, 29 S.
● (Bearbeiter) Eduard von Bauernfeld: Aus der
Gesellschaft. Schauspiel in vier Aufzügen von Eduard von Bauernfeld.
Bühneneinrichtung des k[aiserlich] k[öniglichen] Hofburgtheaters von
Adolf Sonnenthal. Leipzig: Reclam [1897] (= Universal-Bibliothek. 3646.),
75 S. Zuerst Wien 1867.
● Fünfzig Jahre im
Wiener Burgtheater 1856 bis 1906. Als Manuskript gedruckt.
Wien: Spamer’sche Buchdruckerei1906, 23 S.
● Adolf von Sonnenthals
Briefwechsel, nach den Originalen herausgegeben von
Hermine von Sonnenthal. Mit zwei
Bildnissen in Gravüre, 24 Einschaltbildern und einem Brieffaksimile.
Stuttgart–Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1912, 2 Bände:
1.
Band: 1912, VIII, 356
S.
2. Band:
1912, 259
S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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