Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1930
1930
Mit 1. Januar 1930 wird
Rudolf Theuer (1876–1940) als erster bezahlter Gemeindesekretär Gramatneusiedls fix angestellt. Er wird
1934 im Zuge des Verbots der österreichischen Sozialdemokratie
entlassen.

1930
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 15. Januar 1930 wird am Plan des Neubaus
einer Hauptschule grundsätzlich festgehalten, jedoch soll der Ortsschulrat veranlassen, dass vorläufig in der Volksschule die dritte Klasse Hauptschule
eingerichtet wird. Dies wird mit zwölf gegen sechs Stimmen beschlossen.
( Dokument.)
Weiters wird beschlossen, eine von der
Freien Gemeinde Gramatneusiedl ständig subventionierte Mutterberatungsstelle der Niederösterreichischen Landes-Berufsvormundschaft, Stelle Ebreichsdorf
(Niederösterreich), einzurichten, wo eine Fürsorgerin an zwei Nachmittagen
pro Woche Beratungen durchführt. Das Vorhaben wird im Januar
1932 abgeändert.

1930
Im Februar 1930 wird die im März
1927 beantragte Benzinzapfstelle von Hans Geiger (1901–1974), Inhaber des »Technischen Büros«, Gramatneusiedl 112 (ab 1961: Hauptstraße 34), vor dem Haus
Gramatneusiedl 169 (ab 1961: Hauptplatz 8) eröffnet. Bald darauf kann auch der Mechaniker Friedrich Röschl (1903–1977)
vor dem Haus Gramatneusiedl 72 (ab 1961: Hauptplatz 9) eine weitere Benzinpumpe eröffnen.

1930
Die letzten Professionisten der
Textilfabrik Marienthal werden im Februar 1930 entlassen, und am 12. Februar 1930 ist die Fabrik Marienthal der »Actien-Gesellschaft der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und Druckerei zu Trumau und Marienthal« vollständig geschlossen, wobei die Aktiengesellschaft selbst bis
1942 weiter besteht. Im stillgelegten Werk verblieben nur mehr der Portier, der
Nachtwächter und
drei Turbinenwärter. Dazu kommen noch etwa 60 Arbeiter, welche die Konzernleitung 1930 und 1931 für Abrissarbeiten benötigt.
Auch das
1873
errichtete
Industriegleis der Fabrik wird nun stillgelegt.
Bei Schließung der Fabrik 1930 umfasst diese insgesamt 157 Gebäude und Anbauten mit 46.005,36 Quadratmetern verbauter Fläche auf 28.783,93 Quadratmetern verbauter Grundfläche, gegliedert in vier Komplexe:
1.
Spinnereikomplex:
1847 bis
1850 in Betrieb genommen; 1930: 40 Gebäude und Anbauten mit insgesamt 18.029,20 Quadratmeter verbauter Fläche auf 7.045,22 Quadratmetern verbauter Grundfläche;
2. Webereikomplex:
1855 in Betrieb genommen; 1930:
39 Gebäude und Anbauten mit insgesamt 9.613,01 Quadratmeter verbauter Fläche auf 8.583,57 Quadratmetern verbauter Grundfläche;
3. Bleiche- und Appreturkomplex:
1869 in Betrieb genommen; 1930:
33 Gebäude und Anbauten mit insgesamt 6.170,96 Quadratmeter verbauter Fläche auf 5.024,24 Quadratmetern verbauter Grundfläche;
4. Färberei-, Wäscherei- und Druckereikomplex: Färberei
1881, Druckerei
1882 und Wäscherei
1887 in Betrieb genommen; 1930:
45 Gebäude und Anbauten mit insgesamt
12.192,19 Quadratmeter verbauter Fläche auf 8.130,90 Quadratmetern verbauter Grundfläche.
Außerdem gibt es 23 Wohngebäude (mit Dachböden insgesamt 31.935,52 Quadratmeter verbauter Fläche auf 10.283,72 Quadratmetern verbauter Grundfläche) mit zusammen 48 Anbauten und Nebengebäuden (insgesamt 3.196,66 Quadratmeter verbaute Fläche
auf 2.914,81 Quadratmetern verbauter Grundfläche).
Dazu kommen
Infrastrukturanlagen, welche die Fabrikleitung für ihre
Arbeiterschaft errichten ließ,
darunter 1930 insgesamt 13 Gebäude (mit insgesamt 2.266,08 Quadratmetern verbauter Fläche auf 1.856,16 Quadratmetern verbauter Grundfläche) mit zusammen 14 Anbauten und Nebengebäuden (mit insgesamt 528,57 Quadratmetern verbauter Fläche auf 483,01 Quadratmetern verbauter Grundfläche).

1930
Wohl alles beherrschendes Thema in der Arbeiterkolonie Marienthal und im Bauerndorf Gramatneusiedl ist die Arbeitslosigkeit. Die
Schließung der
Textilfabrik Marienthal erregt aber auch
überregionales Aufsehen: Am 16. und 18. Februar 1930 erscheint im »Kleinen Blatt« (Wien) eine zweiteilige Sozialreportage über Marienthal von
Ludwig Wagner (1900–1963), welche das Projektteam der
Marienthal-Studie zweifelsohne beeinflusst hat. (
Text und Kommentar.)

1930
Seit Anfang 1930 werden im
Katholischen Vereins- und Kinderheim in Gramatneusiedl bis zu 400 Essensportionen pro Woche kostenlos an Arme und Bedürftige ausgegeben.

1930
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 1. März 1930 wird festgestellt, dass es im Ort etwa 900 Arbeitslose gibt, darunter auch einige Ausgesteuerte. Das heißt, im ersten halben Jahr nach
Schließung der
Textilfabrik Marienthal muss es bereits eine
bemerkenswerte Abwanderung gegeben haben: etwa 23 Prozent der einst 1.290 Beschäftigten sind weggezogen, wohl nur
wenige
haben bereits Arbeit gefunden.
Einige wandern aus, unter anderem ins Deutsche Reich, nach Frankreich und Rumänien, einzelne sogar nach Ägypten; für 1930 sind 60 Auswanderer belegt.
In derselben Sitzung wird beschlossen, den bisherigen, in Pension gegangenen Verwalter des elektrischen Ortsnetzes, Oberlehrer Matthäus Mayer, durch Vizebürgermeister Josef Doleček (1885–1952) zu ersetzen.
Schließlich wird beschlossen, dem Ansuchen der sechs Markthüttenbesitzer am Marktplatz
Franz Bogner, Rosa Danicek, Julius Jung (1894–1979),
Konrad Jusa, Johann Rosensprung (1888–1949) und Jaroslav Svaton
(1895–1972) stattzugeben und für die Dauer der
Stilllegung der
Textilfabrik Marienthal die in
der »Markt-Ordnung der Gemeinde Gramatneusiedl« festgesetzten Gebühren um 50 Prozent zu reduzieren, ausgenommen die Gebühren für Marktlieferanten und Fuhrwerke. Die Standmieten betragen pro Tag 1,00 und 1,50 Schilling,
die Einnahmen an manchen Tagen jedoch nur zwei bis drei Schilling. (
Dokument.)

1930
Am 9. März 1930 erscheint anonym eine Sozialreportage von Ludwig Wagner (1900–1963) über die Elendsquartiere in Gramatneusiedl in der sozialdemokratischen illustrierten Wochenzeitung »Der
Kuckuck« (Wien), wobei es sich eigentlich um die Baracken des ehemaligen
»k(aiserlich)
k(öniglichen) Barackenlagers Mitterndorf« handelt. (
Text.)

1930
Mit Schreiben der Bezirkshauptmannschaft Mödling
(Niederösterreich) vom 5. April 1930 wird der Bürgermeister von Gramatneusiedl
Josef Bilkovsky (1871–1940) angewiesen, für die Einhaltung des Verbots zu sorgen, nach welchem Kinder und Jugendliche unter siebzehn Jahren keine öffentlichen Filmvorführungen in Kinos besuchen dürfen, ausgenommen amtlich genehmigte
Jugendvorführungen. Dies betrifft auch »Anna Gartner’s Elite-Ton-Kino Marienthal-Reisenberg« von Anna Gartner, geborene Meindl (1883–1971), in Neu-Reisenberg.
( Dokument.)

1930
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 11. April 1930 wird die Errichtung der
ersten Pfandanstalt des Ortes durch Josef Svaton jun. in Gramatneusiedl 111 (ab 1961: Hauptstraße 6) genehmigt, ein weiteres Zeichen für die krasse Armut in der Gemeinde.
Weiters wird eine erste Notstandsaktion für Arbeitslose und
Ausgesteuerte anlässlich des bevorstehenden Ostersonntags (20. April) beschlossen: Ausgesteuerte oder Altersrentenbezieher sowie Familien mit mehreren Arbeitslosen sollen pro Person
drei Kilogramm Mehl erhalten. Die Kosten dieser Aktion für die Freie Gemeinde
Gramatneusiedl werden auf 13.000 bis 14.000 Schilling geschätzt. ( Dokument.)

1930
Am 13. April 1930 stirbt in Wien
Isidor Mautner (1852–1930),
1925 bis 1930
alleiniger Aktionär der
»Actien-Gesellschaft
der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und
Druckerei zu Trumau und Marienthal« und damit gleichsam Besitzer der
Textilfabrik Marienthal, hoch verschuldet. Seine Erben können bei der Verlassenschaftsverhandlung
vom Oktober 1933 nur mehr Kunstsammlungen von Familienmitgliedern und zwei Liegenschaften, darunter die Mautner-Villa
(Geymüller-Schlössel)
in Wien, vor der Zwangsversteigerung retten. Isidor Mautners Sohn Stephan Mautner (1877–1944), der als Stellvertreter seines Vaters im einstigen Industrieimperium wirkte, tritt 1930 in den Ruhestand.
Lediglich Stephans Sohn
Andreas Mautner (1901–1980)
verbleibt im Vorstand der Gesellschaften. 1932 übernimmt die Wiener »Credit-Anstalt
Aktiengesellschaft« die Mautnerschen Firmen in Österreich und die Prager
»Živnostenská Banka akciová společnost« die in der Tschechoslowakei.

1930
Trotz der angespannten Finanzsituation beschließt die Gemeindevertretung von Gramatneusiedl in ihrer Sitzung vom 7. Mai 1930 die Trockenlegung des so genannten Extrazimmers im Gemeindewirtshaus
Nr. 1 im
Schloss Gramatneusiedl sowie die Anbringung einer straßenseitigen Dachrinne bei diesem Gebäude.

1930
Auf der Generalversammlung der
Heimwehr in Korneuburg (Niederösterreich) am 18. Mai 1930 wird der »Korneuburger Eid« beschlossen. Dieser wird mit seiner Absage an die parlamentarische Demokratie wichtige Grundlage des österreichischen
Ständestaat-Regimes von
1933.

1930
Auf Ersuchen des Ortsschulrates Gramatneusiedl vom 24. Juni
1930 ( Dokument) beschließt die Gemeindevertretung von Gramatneusiedl in ihrer Sitzung vom 3. Juli 1930 einstimmig anstelle des geplanten Neubaus einer
Hauptschule die Errichtung von vier Schulklassen und eines Turnsaales in Form eines Zubaus zum bestehenden
Schulgebäude.
Die geplanten Kosten betragen 53.000 Schilling. ( Dokument.) Auf Empfehlung des Geschäftsführenden Ausschusses der Gemeinde wird jedoch in der Sitzung der
Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 11. August 1930 beschlossen, mit dem Baubeginn zu warten, bis sich die finanzielle Lage der Gemeinde gebessert habe, da einerseits die vorhandenen Geldmittel nicht zur Deckung der Kosten ausreichten,
andererseits die Gemeinde jetzt keine Schulden machen könne. In der Sitzung der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 8. September 1930 wird jedoch wieder der Baubeginn trotz eines
Kostenabgangs von 6.000 Schilling beschlossen. Erst im Mai
1931 wird der Bauauftrag erteilt werden.
Weiters wird in der Sitzung vom 3. Juli 1930 beschlossenen, die gemeindeeigene Schottergrube zu schließen, in der es zum Jahresbeginn auch zu einem Unfall kam, bei dem ein Arbeiter verletzt wurde. Im Zuge der Diskussion kommt ein Vorfall
zwischen Landwirten und der sozialdemokratischen Gemeinderätin
Karoline Taschke (1861–1938)
zur Sprache, der die äußerst angespannte Lage zwischen Arbeiter- und
Bauernschaft zeigt. ( Dokument.)

1930
Das für Gramatneusiedl zuständige Arbeits- und Berufsamt Pottendorf (Niederösterreich) teilt dem Bürgermeisteramt Gramatneusiedl die mit 1. August 1930 erstmals wirksam werdende Änderung der Kontrolle von Arbeitslosen mit, welche nunmehr pro Woche je einmal
durch die
Gendarmerie
und die Gemeinde zu erfolgen habe. ( Dokument.)

1930
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 11. August 1930 wird die Pacht des
ehemaligen
Fabrikspitals der
Textilfabrik Marienthal, welches mittlerweile stillgelegt wurde, durch die Gemeinde Gramatneusiedl beschlossen, wobei die
Fabrikleitung einen unter dem Wert liegende Pachtpreis verlangt. Das Vorhaben wird jedoch im Dezember
1930 abgeändert.

1930
Von der Not der Arbeitslosen in Marienthal berührt, ladet die Nachbargemeinde Ebergassing
(Niederösterreich) am 7. September 1930 über 200 Kinder von Marienthaler Arbeitslosen ein und bewirtet sie einen ganzen Tag
lang. Außerdem wird in Ebergassing für die
Marienthaler Arbeitslosen gesammelt, so dass eine zweite Ausspeisung in Marienthal durchgeführt werden kann. Zu diesem Zweck fuhr der reichste Bauer von Ebergassing persönlich mit einem Handwagen durch den Ort und sammelte Geld (insgesamt 370 Schilling) und Lebensmittel, welche am 8. September
1930 der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl übergeben werden. ( Dokument.)
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 8. September
1930 wird der Nachbargemeinde der Dank ausgesprochen, es wird aber auch
darüber diskutiert, warum eine solch parteiübergreifende, von Bauern-
und Arbeiterschaft getragene Unterstützungsaktion in Gramatneusiedl
nicht möglich sei. ( Dokument.)

1930
1930 werden in Gramatneusiedl
erstmals seit
1830 wieder Weingärten angelegt, welche sich im Norden der Ortes, nördlich des heutigen Weinbergweges, befinden. Mit Kundmachung der Finanz-Landes-Direktion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland vom 25. Juni 1931 wird
Gramatneusiedl die »Bodenständigkeit der Herstellung von Weinmost und Wein« amtlich bestätigt.
Der letzte Weingarten in Gramatneusiedl wird
2002
stillgelegt.

1930
Bei den letzten Wahlen zum österreichischen Nationalrat in der Ersten Republik am 9. November 1930 erhalten in Gramatneusiedl die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« 972 Stimmen (65,7 Prozent), die »Christlichsoziale Partei« 383 (25,9 Prozent), der rechte
»Heimatblock« 58 (3,9 Prozent), die »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei« 24 (1,6 Prozent), der »Schoberblock« 21 (1,4 Prozent), die »Kommunistische Partei« 19 (1,3 Prozent) und die »Österreichische Volkspartei« 2 Stimmen (0,1 Prozent).
Die nächsten freien Wahlen werden erst im
November
1945
stattfinden.

1930
Am Nachmittag des 23. November 1930 bricht in Gramatneusiedl und Umgebung ein heftiger Sturm los, bei dem 91 Geschädigte einen Gesamtschaden von 32.200 Schilling
erleiden, der nur zu einem kleinen Teil durch Versicherungen gedeckt
ist. (
Denkbuch Moosbrunn.)

1930
In der Sitzung
der Gemeindevertretung von Gramatneusiedl vom 6. Dezember 1930 wird mit dreizehn gegen
sechs Stimmen –
entgegen dem Beschluss vom August
1930 –
der Kauf des ehemaligen Fabrikspitals der
Textilfabrik Marienthal beschlossen, wobei die Kaufsumme von 30.000 Schilling durch das beim Verkauf von gemeindeeigenen Grundstücken in den letzten zehn Jahren
zurückgelegte Geld sowie aus den
Einnahmen des elektrischen Ortsnetzes aufgebracht werden soll. Dies ist der erste Kauf eines Gebäudes der Fabrik und Arbeiterkolonie Marienthal
von der
»Actien-Gesellschaft der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und Druckerei zu Trumau und Marienthal« durch die Freie
Gemeinde Gramatneusiedl. Hauptsächlicher Grund für diesen Kauf ist die
Badeanlage des Spitals, welche den Bewohnern als einzig öffentliche des
Ortes weiterhin zur Verfügung stehen soll. ( Dokument.)
Der von Vertretern der »Christlichsozialen Partei«
der Gemeindevertretung
bei der Niederösterreichischen Landesregierung gegen diesen Kauf
eingebrachte Protest ( Dokument mit Gebäudebeschreibung) vom 15. Dezember
1930 wird von dieser mit Erlass vom 10. Februar 1931 als nicht begründet
abgewiesen. (
Dokument.)
Im Februar 1931 geht das Fabrikspital ins Eigentum der
Freien Gemeinde Gramatneusiedl über.
Weiters wird in dieser Sitzung angesichts der großen Arbeitslosigkeit im Ort wieder eine Notstandsaktion für Weihnachten (Schenkung von Grundnahrungsmittel) einstimmig beschlossen. Die Gesamtkosten dieser Aktion betragen 3.045,40 Schilling.
( Dokument.)

1930
1930 gründet der arbeitslose Fabrikarbeiter Karl
Peč (1900–1973) den »Rassekaninchen-Zuchtverein ›Vorwärts Marienthal‹«. Mindestens seit
1911 sind
Kaninchenzüchter in Gramatneusiedl beziehungsweise Marienthal aktiv, allerdings ohne in einem Verein organisiert zu sein. Der Verein wird
1934 als sozialdemokratische Organisation behördlich aufgelöst.

1930
Noch 1930 lässt die »Actien-Gesellschaft der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und Druckerei zu Trumau
und Marienthal« den gesamten Färberei-, Wäscherei- und Druckereikomplex (das Hauptgebäude mit 44 Anbauten und Nebengebäuden mit zusammen etwa 8.131 Quadratmetern verbauter Grundfläche) abreißen
und den 1896 errichteten Druckerei-Schornstein (36 Meter hoch)
umlegen. Ebenfalls abgerissen wird die
1894
errichtete
Badehütte. In den Räumlichkeiten des
1929 geschlossenen
Montessoriheimes wird 1930 das so genannte
Ledigenheim untergebracht:
Junge, unverheiratete Arbeitslose, die eigentlich noch
bei ihren Eltern leben, übernachten hier, um als eigenständiger Haushalt zu gelten und so in den Genuss von Sozialleistungen zu kommen.

1930
Die
Kirche Sankt Peter und Paul kauft 1930 vier neue
Vortragslampen aus Messing um 288 Schilling.

© Reinhard Müller
Stand: Juni
2011
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