Der Einfall des Heeres von Béla IV. Árpád (1206–1270), König von Ungarn, im Sommer 1252
Eintrag von Anton Schallerl (1780–1862), geschrieben um 1835, in:
Denkbuch d[er] Pfarre Moosbrunn. Band 1, S. 181a.
Transliteration:
Reinhard Müller.
181a
Anfangs Sommer fielen die
Ungarn unter Bela ein, welcher das Land entweder erobern oder so
verheren wollte, daß es einer Wüste glich. Als er keine Anhänger fand,
ließ er der wildesten Rache freien Lauf, u[nd] erfüllte einen
barbarischen Schwur. Bevor eben die Zeit der Erndte vorhanden. Die
grausamen Ungarn fielen über die schuldlosen Arbeiter auf den Feldern
u[nd] peinigten sie mit unerhörten Martern zu Tode. Selbst die ganz
ehrsamen Weiber hatten kein besseres Schicksal; man schändete sie, u[nd]
schnitt ihnen die Brüste ab, die als Siegeszeichen dem Wüterich Bela von
seinen kanibalischen Soldaten dargebracht wurden. Von der Leitha bis ins
Gebirg wütheten sie mit Feuer u[nd] Schwert, würgten Tausende dahin,
schleppten tausende in die Sklaverey, u[nd] zerstörten weit und breit
viele Schlösser, Clöster u[nd] Kirchen. Tausende von Flüchtlingen eilten
in die Kirchen u[nd] hofften von der Heiligkeit des Ortes Schutz u[nd]
Erhaltung des Lebens, doch die Ungarn schonten auch die Kirchen nicht,
legten Feuer an, u[nd] verbrannten sie mit den eingeschloßenen Menschen,
so die Kirche zu Mödling 1252 mit 1500 Männern Weibern u[nd] Kindern.
Das Land würde einer gänzlichen Verherung unterlegen seyn, wenn nicht
König Wenzel von Böhmen [d.i. Václav I. Přemysl (um 1205–1253);
Anm.
R.M.] den König Bella [!] durch freundschaftliche Vorstellungen zum
Rückzug bewogen hätte.
Faksimile: 181a.
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