Der Sturm vom 23. November 1930 in Moosbrunn und Gramatneusiedl
Eintrag von Friedrich Pösel (1862–1931) in: Denkbuch der Pfarre Moosbrunn. Band 2, S. 83.
Transliteration:
Reinhard Müller.
83
Katastrophale Orkanschäden am 23. November 1930
Am 23/11 1930 (Dom[inus] ultim[us] post Pentek[oste !]) morgens auffallend warm, Regen und Gewitter! Um acht Uhr morgens langsame Ausheiterung [!], westlicher Wind, der bis Mittags ständig an Stärke wuchs und sich Mittags bis zum Sturm & um ½1 Uhr bis
zum rasenden Orkan steigerte. Ziegel rasselten von den Dächern und wurden wie Herbstlaub weit fortgeweht, Bäume entwurzelt oder geknickt und gebrochen, Fenster und Haustore eingedrückt oder aus den Angeln gebrochen, lockerer Mörtel von den Mauern weggefegt, Kamine umgeworfen, Scheunen und Schuppen niedergebrochen. Niemand wagte an diesem Sonntage Nachmittags die
Kirche zu betreten aus Furcht von stürzenden Ziegeln getroffen zu werden. – Am Abend dieses Tages gab es im ganzen Orte kein Dach, das nicht ganz oder teilweise zerstört worden wäre. Das Ziegeldach der Pfarrkirche [von Moosbrunn;
Anm.
R.M.]
lag in Scherben auf der Straße oder auf dem Kirchengewölbe nur der Dachstuhl stand wie nach einem gelöschten Brande. Mehrere Leute behaupten sie hätten auch den Blechhelm des Thurmes unter den Orkanstössen wanken gesehen. Auch die ältesten Leute erinnern sich nicht eine ähnliche Sturmkatastrophe
erlebt zu haben. – Die elektr[ischen] Leitungen waren fast alle beschädigt, Telegraph und Telephon funktionierten nicht, keine elektr. Lampe brannte. Der angerichtete Schaden ist unübersehbar.

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