Die Luftangriffe
der Alliierten in Gramatneusiedl und Umgebung im November und Dezember 1944
Eintrag von
Leopold Eder (1899–1963) in: Denkbuch der Pfarre Moosbrunn.
Band 2, S. 125–126.
Transliteration:
Reinhard Müller.
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Schwere Luftangriffe amerik[anisch]-brit[ischer] Bomber erfolgten am Nov[ember] 1. 3. 5. 6. 7. 17. 18. 19. (Sonntag), 20., um Mittag auf Groß-Wien und Umgebung, mehrmals bei ganz bewölktem oder neblichem Wetter.
Am Montag, 6.XI., erlitt die Pf[arr] Kirche S[ank]t Anton X. große Schäden; am 6.–7.XI. brannte die Kuppel der Lueger-Gedächtniskirche auf dem Zentralfriedhofe; die Karlskirche, das Belvedere erhielten Treffer; von den Verwüstungen an Häusern, vom Verlust vieler Menschenleben, von der Armut der
Ausgebombten, von den Ängsten fast aller Einwohner, von der Not der vielen Kranken kann wohl nicht leicht eine übertriebene Schilderung gegeben werden. Mehrere Bahnlinien (Ostbahn, Franz Jos[efs] Bahn) sind unterbrochen, Gas, Licht, Wasser fehlt häufig.
Himberg wurde am 19.XI. schwer getroffen: 19 Tote (darunter Fr[äu]l[ein] Fr[anziska] Sommer, bei der viele Hiesige in ihrer Krankheit Hilfe suchten); Apotheke Meixner, Ad[olf] Hitlerpl[atz;
heute Hauptplatz 9; Anm.
R.M.], Bahnstr[aße] u[nd] Bahn erhielten Bombentreffer, die
Dreifaltigkeitssäule stürzte um. Die Züge von Bruck a[n der] L[eitha] fahren nur bis Gramatneusiedl. Hier zitterten Gebäude, Fenster u[nd] Türen vom Luftdrucke (wie am
16.VII.). Wir befinden uns wenn es arg wird, stets im Hauskeller.
Die feindl[ichen] Flieger waren am 19.XI. über uns (bei bewölktem Himmel), unsere Orte [d.s. Moosbrunn,
Gramatneusiedl und Velm;
Anm.
R.M.] wurden auch im Radio genannt.
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[…]
Luftangriffe erfolgten am Samst[ag], 2.XII., am Sonntag, 3.XII., am Mont[ag], 11.XII. Am letzteren Tag war ganz klares Wetter, sodaß wir die Massen der Flieger sehen konnten: Der Ostbahnhof brannte, die südl[ich]-östl[ichen]
Bezirke litten schwer (X. XI. III…), Weitere Angriffe erfolgten am So[nntag] 17./12., Mo[ntag], 18./12. u[nd] Stefanitag [d.i. der 26. Dezember;
Anm.
R.M.] mit immer neuen Zerstörungen u[nd] Opfern an Menschenleben. In solchem Schrecken schlossen wir das Jahr 1944 ab.
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