Die Ernte 1945 in
Gramatneusiedl, Moosbrunn und Velm
Eintrag von
Leopold Eder (1899–1963) in: Denkbuch der Pfarre Moosbrunn.
Band 2, S. 137.
Transliteration:
Reinhard Müller.
137
Die Ernte 1945 war schlecht. Eine riesige Trockenheit vom April bis Oktober war die Hauptursache: Die Scheunen waren recht leer: Wenig Frucht u[nd] Stroh. Die besser gepflegten Acker hatten gleichwohl besseren, ja such guten
Ertrag. Kraut gab es in der ganzen Gegend nicht; auch wo gesetzt wurde, gedieh es nicht. Futterrüben blieben klein u[nd] wenige; das Behacken der Felder konnte teilweise nicht erfolgen. Die Wiesen wurden z[um] Teil von den Russen abgemäht, für ihre! Pferde u[nd] Rinder verbraucht, die Bauern von ihren
Feldern weggejagt, schon Abgemähtes durften sie nicht heimführen, Stroh- und Heuvorräte von 1944 u[nd] 1945 wurden mehrmals aus den Häusern u[nd] Scheunen (von der Herrschaft [in Moosbrunn;
Anm.
R.M.] oftmals) weggenommen oder des Nachts gestohlen (an der Trumauerstr[aße in Moosbrunn;
Anm.
R.M.] aus Scheunen
des Jos[ef] Kaym N[umme]r 76 u[nd] Franz Past N[umme]r 82,) u[nd] ä[hnliches]. Die verminderten Tierbestände können kaum ernährt werden und müssen weiter reduziert werden. Felder, besonders Herrschaftsgründe, lagen infolge der Kriegsereignisse u[nd] Flucht der Herrschaftsverwalter etc. i[m] J[ahr]
1945 brach. Zuckerrübe wurde keine angebaut (kein Zucker!). Zum Glücke wurden hier auf Krautfeldern und sonst mehr Kartoffel gepflanzt und sie gediehen gut. Manche schreiben die Mißernte z[um] T[eil] der mehrmals erfolgten Vernebelung der Gegend im Kriege zu.
 |