Diskussion der Freien Gemeinde Gramatneusiedl über eine parteiübergreifende Hilfe für die Not leidende Bevölkerung Marienthals nach dem Vorbild
der Nachbargemeinde Ebergassing (Niederösterreich). 8. September 1930
in:
Archiv der Marktgemeinde Gramatneusiedl, Gemeinde-Kurrenden 1919–1938, Sitzungs-Protokoll zur Gemeinde-Ausschußsitzung der Ortsgemeinde Gramatneusiedl am 8. September 1930, S. [2].
Transliteration:
Reinhard Müller.
[2]
3. Der Vorsitzende [d.i. Josef Doleček;
Anm.
R.M.] berichtet, dass von Seite der Gemeinde Ebergassing am Sonntag, den 7. September mehr als 200 Kinder von Arbeitslosen der
Gemeinde einen ganzen Tag bewirtet und unterhalten wurden. Ausserdem
wurden von Seite der Bevölkerung von Ebergassing Geld und Lebensmittel gesammelt, so dass eine zweite Ausspeisungaktion in Mariental [!] möglich sein wird.
G[e]m[ein]d[e]r[a]t Anton Haudek berichtet über den schönen Verlauf der Aktion und die einmüthige [!] Opferwilligkeit der Bewohner von Ebergassing, die ohne Unterschied der Partei und des Standes sich voll und ganz in den Dienst der Menschenliebe gestellt haben, was in Gramatneusiedl nicht möglich wäre. Der reichste
Bauer von Ebergassing ist mit einen [!] Handwagen sammeln gegangen und nur so war es möglich, ausser der Ausspeisung der Kinder, noch ansehnliche Quantums von Lebensmitteln und einen Betrag von Sch[illing] 370 an die Gemeindevertretung von Gramatneusiedl für den gleichen Zweck zu überweisen.
Darüber entwickelt sich eine längere Debatte, an der die Gmdr. [Johann] Gröss, [Rudolf] Kappel und der Vorsitzende teilnehmen und die sich hauptsächlich darum dreht, zu erklären, warum ein gemeinsames Vorgehen in dieser Angelegenheit nicht
erzielt werden konnte, was sehr bedauerlich sei.
Ueber Antrag des Vorsitzenden wird einstimmig beschlossen, an die die [!] Gemeinde und die Bevölkerung von Ebergassing ein Dankschreiben zu richten, das bereits im Wortlaute vorliegt. Dasselbe wird verlesen und einstimmig genehmigt.
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