Katholisches Vereins- und Kinderheim mit Bibliothek sowie Theater- und
Versammlungssaal
1946–1992:
Pfarrheim
Gramatneusiedl, Georg Grausam-Gasse 1 (1928–1961
Nr. 174)
erbaut 1928, abgerissen 1992
Lageplan
Im August 1928 initiierte der damals als Kooperator in Gramatneusiedl tätige Leopold Eder (1899–1963) den »Verein ›Frohe Kindheit‹«. Hauptzweck des Vereins war die Errichtung eines Vereins- und Kinderheims, gleichsam das christlichsoziale Gegenstück zum sozialdemokratischen
Heim der
Kinderfreunde. Bereits im Juni 1926 und auch 1927 hatte die Kirche Grundstücke an der damaligen Pfarrgasse (heute Georg Grausam-Gasse), unmittelbar bei der Kirche
St. Peter und Paul sowie der Kinderbewahranstalt der Textilfabrik Marienthal, um 2.700 Schilling erworben. Unter Mithilfe der katholischen Bevölkerung begann man im Herbst 1928 mit dem Bau des
Katholischen Vereins- und Kinderheims, das im Dezember 1928 vom Schriftsteller und Redemptoristenpater Adolf Innerkofler (1872–1942) eingeweiht wurde. Damit hatte die katholische Jugend des Ortes eine eigene Heimstätte, wobei die Knaben von Anna Svehla (1892–1972) und die
Mädchen von den Schwestern der Kinderbewahranstalt betreut wurden. Im
Heim war auch eine Bibliothek untergebracht, welche 1936 etwa 300 Bände umfasste. Außerdem gab es
hier einen Theater- und Versammlungssaal mit eigener Bühne, der für 150 und unter Einbeziehung des
Versammlungszimmers für 200 Personen zugelassen war. Für die 1932 gegründete Pfadfindergruppe Gramatneusiedl des »Österreichischen Pfadfinderkorps
St. Georg«
wurde im Garten des Kinderheims ein Schuppen als Pfadfinderheim adaptiert.
Das Katholische Vereins- und Kinderheim wurde am 8. November 1938 von den nationalsozialistischen Behörden gesperrt und im Mai 1940 von der »Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt« (N.S.V.) übernommen. Als im
September 1943 in Gramatneusiedl zur Verteidigung des Wiener Luftraums eine Flakabteilung stationiert wurde, brachte man deren Bedienungsmannschaft im zwangsgeräumten Katholischen Vereins- und Kinderheim unter.
1946 begann man mit dem Zubau zum Katholischen Vereins- und Kinderheim, welches nunmehr »Pfarrheim« genannt wurde; in
diesem so genannten Hofhaus befand sich nun auch die Wohnung des Kooperators. In den 1950er und 1960er Jahren waren im Pfarrheim zeitweilig
auch die Landwirtschaftliche Fortbildungsschule Gramatneusiedl und Teile der Kochschule Gramatneusiedl untergebracht. Zwecks Erhalt und Renovierung des Pfarrheims wurde 1981 der
»Verein ›Pfarrheim‹« gegründet, und 1985 bis 1987 wurde das Pfarrheim auch tatsächlich renoviert. Dennoch entschloss man sich dann zu einem Neubau: ein Pfarramt, das Pfarrkanzlei und Pfarrheim integrieren sollte. Im März 1992 begannen die Abbrucharbeiten für das neue Pfarrheim, im September 1992 wurde
die ehemalige Kinderbewahranstalt abgerissen, und einen Monat später begann man mit dem Neubau des
Pfarramts Gramatneusiedl.
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:

Bilder:
Die Sozialdemokratie.
© Reinhard Müller
Stand: Juni 2010
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