Informationstafel
»Naturdenkmal Urzeitkrebswiese Gramatneusiedl«
Gramatneusiedl, bei Feldgasse 70
errichtet 2005
Lageplan
Auf Anregung
der »Regionalgruppe
Fischawiesen« des »Österreichischen Naturschutzbunds« wurde 1997 beziehungsweise 2001
der Lebensraum von Urzeitkrebsen zwischen Feldgasse und
Piesting zum »Naturdenkmal Urzeitkrebswiese Gramatneusiedl«
erklärt. Über dieses Naturdenkmal informiert eine im April 2005 von der
Marktgemeinde Gramatneusiedl
an der
Feldgasse errichtete und von Herbert Palme gestaltete Informationstafel.
Inschrift
(hier ohne Illustrationen und deren Beschriftungen):
»Die Marktgemeinde
Gramatneusiedl informiert
›Naturdenkmal Urzeitkrebswiese‹
Ein Kleinod vor
unserer Haustür.
Eine
ganz normale Wiese –
und dennoch etwas Besonderes für all jene, die nicht verlernt haben, zu
staunen!
Wenn
in einem nassen Frühjahr der Grundwasserspiegel ansteigt, bilden sich in
der Wiese kleine Tümpel, die oft schon nach wenigen Wochen wieder
austrocknen. Diese Bedingungen nutzen die Urzeitkrebse mit den
urtümlichen Namen
›Triops cancriformes‹ und
›Branchipus schaefferi‹ als
Lebensraum.
Diese
zwei Arten werden 2,5 und 11 Zentimeter groß und kommen heute in
Niederösterreich nur noch in den Donau-March-Auen und im Wiener Becken
vor.
Warum
die Bezeichnung
»Urzeitkrebse«?
Sie
leben schon seit über 500 Millionen Jahren (seit der oberen Trias) auf
der Erde und haben bis heute ihre bizarre Gestalt nur unwesentlich
verändert. Sie sind darauf spezialisiert kurzfristig wasserführende
Lachen und Tümpel zu besiedeln, in denen sie sich vor Fressfeinden
relativ sicher entwickeln und fortpflanzen können.
Diese
Spezialisten schaffen es, auch nach jahrelangen Trockenperioden, bei
entsprechender Nässe innerhalb von 8 Tagen aus ihren im Boden
›schlummernden‹ Eiern zu schlüpfen und geschlechtsreif zu werden.
Unmittelbar nach der Paarung sterben sie wieder ab, nachdem die Weibchen
noch schnell ihre Eier auf dem Boden der Lache abgelegt haben.
Die
›Regionalgruppe Fischawiesen‹ hat im Jahr 1997 angeregt, diese 1,65 ha
große Wiese unter Schutz zu stellen.
Die
Marktgemeinde Gramatneusiedl hat diesem Vorschlag als
Grundstückseigentümer zugestimmt.
Mit
Bescheid vom 18. Dezember 1997 hat die Bezirkshauptmannschaft
Wien-Umgebung den ersten Teil, mit Bescheid vom 5. Juni 2001 die gesamte
Wiese, zum Naturdenkmal erklärt. Die erforderliche Wiesenpflege
(schonende Mahd) wird von einem ortsansässigen Landwirt durchgeführt.
Wir alle haben den Auftrag, für den Schutz dieser vom Aussterben
bedrohten Tiere zu sorgen. Wir sind stolz darauf, mit dem
›Naturdenkmal
Urzeitkrebswiese Gramatneusiedl‹
aktiv
zur Sicherung des Lebensraumes beizutragen. Die Tierchen, die hier
vorkommen, gehören zu den Phylopoden, auch Blatt- oder Kiemenfüßer
genannt. Die äußere Erscheinungsform ist verschieden. So finden sich
neben langgestreckten deutlich segmentierten Formen, den Anostraken,
z.B. Branchipus schafferi, dessen Männchen
und
Weibchen bis zu 2,5 cm lang werden, auch der Notostraken, eine
abgeflachte Form, z.B. Triops cancriformis, den Krebs mit dem
Rückenschild der immerhin, die Schwanzborsten mitgerechnet, die
beachtliche Größe von 12 cm erreicht. Dass sie vom oberen Trias bis
heute ihre äußere Form fast nicht verändert haben –
wie Versteinerungen dieser Zeit zeigen –
und in der Kreidezeit mit den Sauriern nicht ausgestorben sind,
verdanken sie ihrer Lebensweise, die man in jüngster Zeit genau
untersucht hat. Dass Dauereier die sie ablegen, den Magen-Darmtrakt von
Wasservögeln überleben, weiß man schon lange. Man gab sie in kochendes
Wasser und frierte sie bei minus 190° C ein. Danach legte man die Eier
in normales Wasser und es schlüpften aus ihnen Nauplien (so heißen die
ersten Stadien der Krebse die erst nach einigen Häutungen
geschlechtsreife Tiere werden). Die Lehre vom Leben, wie sie im Lexikon
steht, müsste aus dieser Sicht umgeschrieben werden. Trocknet die Lache
aus, überdauern die Dauereier Jahre der Trockenheit und ist wieder genug
Wasser da, erwacht dann neues Leben im Tümpel.
Es
kommen noch andere Raritäten hier vor, wie die Grünalge
›Volvox globator‹, das Wassernetz ›Hydrodictyon reticulatum‹, und im
Frühjahr der Ruderfußkrebs ›Mixodiaptomuskupelwieseri‹.«
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:

© Reinhard Müller
Stand: Juni 2010

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