Rassekaninchen-Zuchtverein
»Vorwärts Marienthal«
Vereinssitz:
Gramatneusiedl
gegründet 1930, aufgelöst 1934
Schon vor dem Ersten Weltkrieg waren die von Marienthaler Arbeitern getragenen
Kaninchen-
oder Hasenzüchter ein wichtiger Faktor in Gramatneusiedl. Der Gemeinderat Gramatneusiedl überließ diesen gemäß Gemeinderatbeschluss vom 8. September 1911 kleine Grundstücke im Bereich der heutigen Siedlergasse pachtweise, wozu eigens eine Grundparzellierung
veranlasst wurde. Gemeinsam mit dem 1919 gegründeten Verein
»Garten und Kleinwirtschaftssiedlungen in Gramat Neusiedl«, der 1924 in der
»Gemeinnützigen Bau- und Wohnungs-Genossenschaft Gartensiedlung, Ortsgruppe Gramat-Neusiedl und Umgebung«
aufging, betrieben die Kaninchenzüchter seit Anfang der Zwanzigerjahre die systematische Errichtung von Kleingartensiedlungen.
Bis 1930 entstanden im Wesentlichen vier derartige Anlagen: die
Eisenbahner-Siedlung beim
Bahnhof
Gramatneusiedl am Bahnweg, eine Siedlung nahe dem
Friedhof Gramatneusiedl, die nördlich des
Lagerhauses Gramatneusiedl gelegene Steinriegelsiedlung in der heute
gleichnamigen Straße und die Hasenzüchter-Siedlung im Bereich der
heutigen Siedlergasse (wo bereits seit 1911 Kleingartenanlagen
existierten).
Es sollte aber noch bis 1930 dauern,
dass sich die
Kaninchenzüchter in einem Verein
organisierten. Damals initiierte der arbeitslose Fabrikarbeiter Karl Peč (1900–1973) die Gründung des
»Rassekaninchen-Zuchtvereins
›Vorwärts Marienthal‹«. Dieser war gerade in den Notjahren nach Schließung der
Textilfabrik
Marienthal von besonderer Bedeutung. Die Freie Gemeinde Gramatneusiedl beschloss in der Gemeinderatssitzung vom 11. April 1931 über Ersuchen des
»Rassekaninchen-Zuchtvereins
›Vorwärts Marienthal‹« einstimmig den Kauf der Schrebergärten, zusammen etwa
3,7 Hektar, von der »Actien-Gesellschaft
der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und
Druckerei zu Trumau und Marienthal«, damit diese weiterhin betrieben werden könnten und insbesondere Arbeitslosen zugute kämen. Der Kauf konnte allerdings erst am 29. Dezember 1932 getätigt und im Februar 1933 im Grundbuch eingetragen werden. Der
»Rassekaninchen-Zuchtverein
›Vorwärts Marienthal‹« wurde jedoch 1934 als sozialdemokratische Organisation behördlich
aufgelöst. Er bildete aber die organisatorische Basis des noch 1934 ins Leben gerufenen
»Garten-
und Siedlervereins Gramat-Neusiedl und Umgebung«.
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:

© Reinhard Müller
Stand: Juni 2010

|