Wien 1927 bis 1971
»Das Kleine Blatt« erschien seit 1. März 1927 als
weniger anspruchsvolles Massenorgan der österreichischen Sozialdemokratie. Die
Tageszeitung zielte im Gegensatz zur »Arbeiterzeitung«
nicht auf die gebildete Leserschaft ab. Besonderer Wert wurde auf einen
ausführlichen Lokalteil und die Gerichtssaalberichterstattung gelegt, weshalb
Hans Zeisel (1905–1992) das Organ »die Plauderzeitung der
sozialdemokratischen Partei« nannte.
Seit März 1933 unter Vorzensur stehend, wurde die Zeitung ab 28. Februar 1934 zu
einem Organ, welches die Arbeiterschaft für das Ständestaat-Regime gewinnen
sollte. Auch unter dem Nationalsozialismus wurde »Das Kleine Blatt« fortgesetzt,
aber mit 1. September 1944 kriegsbedingt mit anderen kleinformatigen Zeitungen
zur »Kleinen Wiener Kriegszeitung« zusammengelegt, welche bis 6. April 1945
erschien. Seit 14. Juni 1947 erschien die Zeitung wieder, wurde jedoch mit
12. Juni 1971 eingestellt.
Im »Kleinen Blatt« erschien eine für die Marienthal-Studie wichtige Sozialreportage von Ludwig Wagner (1900–1963):
● L.-W.
[d.i. Ludwig Wagner]: Ruhende Webstühle – feiernde
Arbeiter. Eine Gemeinde, die von der Arbeitslosenunterstützung lebt, in:
Das Kleine Blatt (Wien), 4. Jg., Nr. 46 (16. Februar 1930), S. 4–5.
● L.-W.
[d.i. Ludwig Wagner]: Alle Räder, alle Spindeln stehen
still. Ein Tag im arbeitslosen Gramatneusiedl. – Die Einkaufstasche des
Arbeitslosen, in: Das Kleine Blatt (Wien), 4. Jg., Nr. 48 (18. Februar
1930), S. 5.
Siehe dazu auch den Kommentar von Reinhard Müller (geb. 1954) anlässlich des Wiederabdrucks der Artikelserie:
● Müller,
Reinhard: Marienthal. Eine Sozialreportage aus dem Jahr 1930.
Zur Vorgeschichte der Marienthal-Studie, in: Archiv für die Geschichte
der Soziologie in Österreich.
Newsletter (Graz), Nr. 25
(April 2004), S. 55–59.
© Reinhard Müller
Stand: Juni 2010