Brief von Karl Viëtor an Ernest Manheim in Chicago, Ill. Cambridge, Mass., am 5. Juni 1938
Transliteration and comment byReinhard Müller [1]

Harvard University
German Languages and Literatures
36 Holden Street, Cambridge, Mass.

5. Juni 38

Sehr verehrte Herr Kollege,
ein Zufall führte mir Ihren Aufsatz über die d[eu]t[schen] Sprachorden zu. [2] Wie schade, dass Ihnen nicht ein ähnlicher Zufall seinerzeit meinen Aufsatz über die Sprachgesellschaften in die Hände gespielt hat, den ich 1928 in meinem kleinen Buch 'Probleme der d[eu]t[schen] Barockliteratur' veröffentlicht habe! [3] Ich wäre begierig gewesen, von Ihnen zu hören, was Sie als Soziologe zur Interpretation meiner Feststellungen und zu meinen Ausdeutungen zu sagen haben würden. Vielleicht entschliessen Sie sich noch, sich das einmal anzusehen.
Mit verbindlichen Empfehlungen verbleibe ich Ihr sehr ergebener

Karl Viëtor


[1]  
Das Original dieses Briefes befindet sich im Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Graz, Nachlass Ernest Manheim, Signatur 31/1.
Karl Viėtor (*Wattenscheid 1892, †Boston, Mass. 1951), amerikanischer Germanist deutscher Herkunft; emigrierte 1935 in die USA; seit 1935 an der Harvard University in Boston, Mass., seit 1937 Kuno Francke Professor of German Literature. Anm. R.M.

[2]  
Vgl. Ernest Manheim: The role of small groups in the formation of public opinion, in: South Western Social Science Quarterly, 20. Bd. (1940), Nr. 3, S. 276-282 (Paper read before the Southwestern Sociological Society at its meeting in Dallas, April 7-8, 1939). Anm. R.M.

[3]  
Vgl. Karl Viėtor: Probleme der deutschen Barockliteratur. Leipzig: Weber 1928 (= Von deutscher Poeterey. 3.). Anm. R.M.