Carl Rumler

Bericht einer besonderen Commission über die Leistungsfähigkeit der in Marienthal aufgestellten Koechlin’schen Turbinen. (Vorgetragen in der Monats-Versammlung am 5. Juli 1847.)

in [anonym]: Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerb-Vereins. Vierzehntes Heft. Wien: Gedruckt auf Kosten des Vereins bei Carl Gerold 1848, S. 184–186.

[Titelblatt]

Verhandlungen

des

niederösterreichischen

Gewerb-Vereins.

Vierzehntes Heft.

Wien.

Gedruckt auf Kosten des Vereins bei Carl Gerold.

1848.

[184]

Bericht einer besonderen Commission über die Leistungsfähigkeit der in Marienthal aufgestellten Koechlin’schen Turbinen.

Von

Herrn Carl Rumler,

Custos-Adjunct am k.k. Hof-Mineralien-Cabinete.

(Vorgetragen in der Monats-Versammlung am 5. Juli 1847.)

 Der Verein hat einem an ihn ergangenen Ansuchen eines Mitgliedes, des Herrn Maximilian Todesco, k.k. priv. Großhändlers, zufolge, eine aus der Abtheilung für Mechanik zu wählende Commission angeordnet, welche zwei in der neuerbauten Baumwollgespinnst-Fabrik zu Marienthal aufgestellte Jonval’sche Turbinen einer Prüfung zu unterziehen hatte. Diese Anordnung mußte ein um so lebhafteres Interesse erregen, als die zu begutachtenden Turbinen in der Maschinen-Fabrik der Herren Koechlin & Comp. in Mühlhausen, angefertiget wurden, aus der bekanntlich die erste Jonval’sche Turbine hervorgegangen ist,

Ich habe nun die Ehre, die Ergebnisse der mit beiden Turbinen vorgenommenen Versuche mitzutheilen.

Der Prony’sche Zaum, dessen Länge, bei einem bloß geschätzten Gewichte von 4 Zentnern, 12 Fuß und 2½ Zoll betrug, wurde an der horizontalen, 0.49 Fuß dicken Welle angelegt, welche die Bewegung von jeder der Turbinen durch ein Paar Winkelräder empfängt. Von diesen Winkelrädern hat das an der Achse der Turbine, bei einem Durchmesser von 3.97 Fuß, 73, und das an der horizontalen Welle, bei einem Durchmesser von 2.83 Fuß, 52 Zähne. Ueberdieß befand sich auf der horizontalen

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Welle noch ein Stirnrad mit neun Armen, welches, bei einem Durchmesser von 10.455 Fuß, 184 Zähne zählt. Die Breite dieser Zahne beträgt 0.427 und ihre Höhe 0.114 Fuß. Die ganze dem Widerstande der Luft dargebotene Breite der Arme ist 0.667 Fuß, das Gewicht der horizontalen Welle sammt den auf ihr sitzenden drei Rädern aber 5107.8 Wiener Pfund.

Die Höhe des verbrauchten Wassers wurde in hinreichender Entfernung von einem Ueberfalle gemessen, dessen Breite 22 Fuß 2½ Zoll maß. Die Breite des Abflußkanales war 24 Fuß 7½ Zoll.

Zur Correction der theoretisch bestimmten Wassermenge bediente man sich einmal des Morin’schen, und das zweitemal des Castel’schen Contractions-Coefficienten, von denen ersterer, welcher gewöhnlich gebraucht wird, 0.405 beträgt, während der letztere, als der richtigere, unter den vorliegenden Verhältnissen, 0.437 genommen werden mußte.

Die Menge des vor dem Beginne der Versuche über den Ueberfall fließenden Wassers war, nach Verschiedenheit der gebrauchten Coefficienten, 3.134 oder 3.384 Kubik-Fuß in der Secunde. Die Hälfte dieser Wassermenge wurde von der bei den einzelnen Versuchen gefundenen abgezogen.

Mit jeder Turbine wurden drei Versuche vorgenommen. Die zwei ersten dauerten immer 15, und der dritte nur 5 Minuten. Da es sich herausstellte, daß bei jeder Turbine nur der erste Versuch die für dieselbe günstigsten Umstände darbot, so glaubte sich die Commission in ihrem Berichte auch nur auf diesen beschränken zu sollen.

Für die eine Turbine betrug bei dem ersten Versuche die Belastung der Bremse 150 Pfd., die Anzahl der Umdrehungen in einer Minute 73.4, die Wasserhöhe beim Ueberfalle 113/8 Zoll, und das Gefälle 5 Fuß 5 Zoll.

Bei der anderen Turbine war für den ersten Versuch die Belastung der Bremse gleichfalls 150 Pfd., wogegen sich die Anzahl der Umdrehungen auf 74.7 in der Minute, die Wasserhöhe beim Ueberfalle auf 111/8 Zoll, und das Gefälle auf 5 Fuß 91/3 Zoll stellten.

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Legt man nun diese Daten der Rechnung zu Grunde, und nimmt dabei zugleich auf das Gewicht der Bremse und der horizontalen Welle, sammt der auf ihr sitzenden Räder, ferner auf den durch das Eingreifen der zwei Winkelräder entstehenden Kraftverlust, und endlich auf den der Rotation des großen Stirnrades sich entgegenstellenden Widerstand der Luft, die gehörige Rücksicht, so ergibt sich, je nachdem man den Morin’schen oder Castel’schen Contractions-Coefficienten anwendet, für die eine Turbine ein Nutzeffect von 90.39 oder 83.74, und für die andere ein Nutzeffect von 89.56 oder 82.95 Percent.

Zum Schlusse stellt die Commission nur noch den Antrag, daß dieser Bericht Herrn Todesco in einer Abschrift mitgeteilt werden möchte.

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[graphic]Der Antrag wurde genehmigt.