Soziologie in Österreich

 

 

 

 

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Meta Kraus-Fessel

geborene Fessel, verheiratete Kraus

geb. Przytullen (heute Przytuły), Provinz Preußen, Königreich Preußen, Deutsches Kaiserreich (heute Woiwodschaft Warmińsko-mazurskie, Polen), am 6. August 1884

gest. New York, Bundesstaat New York, USA, 1940

Journalistin, Beamtin, Sozialexpertin und Sexualwissenschaftlerin

Meta Fessel, Tochter eines Gutsbesitzers in den Masuren, arbeitete 1914 bis 1918 im Städtischen Fürsorgeamt bei der Beratungsstelle für Kriegsinvaliden und Hinterbliebene in Frankfurt am Main (Hessen), wo sie Siegfried Kraus (Wien 1880 – ?) kennenlernte und heiratete; sie trennte sich aber bald von ihrem Ehemann. Als allgemein anerkannte kompetente Sozialexpertin wurde sie am 1. Oktober 1919 als erste Frau Beamtin im preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt, zunächst als Referentin, seit 1922 als Regierungsrätin. Betraut mit der Leitung der Abteilung für die Kleinkinderfürsorge und die Fürsorge für die sittlich gefährdete weibliche Jugend, trat sie 1924 in den einstweiligen Ruhestand.

Zunächst Mitglied der »Sozialdemokratischen Partei Deutschlands« (SPD), wurde sie 1919 Mitglied der neu gegründeten »Kommunistischen Partei Deutschlands« (KPD). Sie engagierte sich zunächst bei der 1921 gegründeten »Internationalen Arbeiterhilfe« (IAH) mit und war 1924 Mitbegründerin der »Roten Hilfe Deutschlands« (RHD). In den 1920er Jahren war sie Mitarbeiterin des Arztes und Sexualforschers Magnus Hirschfeld (Kolberg, Pommern [heute Kołobrzeg, Polen] 1868 – Nizza ‹Nice› 1935). Als Gegnerin des Stalinismus wandte sich Meta Kraus-Fessel zunehmend von der KPD ab und schloss sich anarchistischen Kreisen an. Unter anderem kümmerte sie sich nach der Ermordung des Anarchisten Erich Mühsam (Berlin 1878 – Oranienburg, Brandenburg 1934), Schriftsteller und Kabarettist, im Konzentrationslager um dessen Witwe Zenzl Mühsam (geb. Kreszentia Elfinger; Haslach [heute Au in der Hallertau], Bayern 1884 – Berlin [Ost] 1962), mit der es dann allerdings zum Bruch kam.

1934 emigrierte Meta Kraus-Fessel nach Wien. Hier wirkte sie unter anderem 1938 an der Flucht des Anarchisten, Historikers und Sprachwissenschaftlers Max Nettlau (Neuwaldegg [heute zu Wien] 1865 – Amsterdam 1944) und an der Rettung seiner umfangreichen Bibliothek, welche sich heute im Internationalen Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam, befindet, mit.

1938 emigrierte Meta Kraus-Fessel in die USA. Unheilbar erkrankt, wählte sie den Freitod.

 

Selbstständige Publikationen

Die Organisation und die Tätigkeit des Städtischen Fürsorgeamtes für Kriegshinterbliebene in Frankfurt a. M. Frankfurt am Main: H. L. Brönners Druckerei 1919, 51 S. Gemeinsam mit Siegfried Kraus.

● Polizei-Terror gegen Kind und Kunst. Dokumente zur Geschichte der sozialen Republik Deutschland. Bearbeitet von Meta Kraus-Fessel mit Zeichnungen der Heimkinder und Reproduktionen der beanstandeten Vogeler-Bilder. Hrsg. von der Roten Hilfe Deutschlands. Berlin: Mopr 1927, 76 S. & 6 Tafeln.

Der Leidensweg Erich Mühsams. Mit einem Vorwort von Werner Hirsch. Zürich–Paris: Mopr 1935, 31 S. Als Autorin wird zwar Zenzl Mühsam (geb. Kreszentia Elfinger; Haslach [heute Au in der Hallertau], Bayern 1884 – Berlin [Ost] 1962) ausgewiesen, tatsächlich stammt das Buch aber von Werner Hirsch und Meta Kraus-Fessel.

Copyright © 2013 Reinhard Müller, Graz
Stand: Juli 2012