Samstag, 2. Nov. (Allerseelen).
Mr. H. Tout ist aufgetaucht. Er ist der Schwager von Sharp und lebt in Minneapolis. Wie es scheint, versteht er eine ganze Menge. Er dürfte einen Monat hier bleiben. Auch eine junge, sehr nette Engländerin, Miss Upcott, tauchte auf. Tout sieht die Übersetzung durch. Das Ganze geht ganz gut vorwärts, ich schätze, daß das Buch Ende Jan. fertig sein kann. Den Anhang will ich gründlich erweitern, damit die Leute, die meine Arbeiten nicht kennen, den Unterbau der Sache verstehen lernen. Hoffentlich wird es kein allzu grosser Mißerfolg.
Sonst hat sich für mich wenig neues ereignet. Eine weitere Math. Stunde; sehr interessant. Ich spüre jetzt wirklich Fortschritte. Wald hat mir nun seine neuen Arbeiten vorgetragen. Eine erstaunliche Sache: Es genügt nicht, wie Walras angenommen hat, nur monoton abnehmendeNutzenfunktion vorauszusetzen,da er bewiesen hat, daß vielen von ihnen bei einfachem Tausche nie zu Glgew. führen! Ähnliche Paradoxe für die Addition von Nachfragekurven, die man doch bisher als gänzlich harmlos ansah! Daraus dürften sich weittragende Folgerungen ableiten lassen: Z. B. Def. des `Störenfriedes, oder ev. Präzisierung der Monopolmacht etc. Wald ist wirklich gescheit. Diese Arbeiten halte ich für sehr bedeutend; sie werfen zugleich neues Licht auf die Anwendung der Math. in der Ökonomie. Ohne diese wird man jetzt überhaupt nicht mehr bestehen können. Hayek ist übrigens ein Esel. Im Ec. Journ. (Juni 34) nennt er die Zus.ges.funktion g = (f(x)) Funktionale. Dies ist bekanntlich etwas wesentlich verwickeltees
Mimi war gestern kurz bei mir. Ganz erfüllt von der Angelegenheit mit der Galizia. Die Sache nähert sich dem Ende. Das Geld, das sie hineingesteckt hat, ist schon erstattet worden. Jetzt beginnen die Profite.Hoffen wir.
Ich bin jetzt wieder so weit ganz intensiv zu arbeiten. Ich muß schauen, mit gewissen Publikationen herauszukommen.
Die intern. Lage hat keine Fortschritte zu verzeichnen. Mussolini erweist seine Schwäche durch sein Verbleiben im Völkerbund. Die Komplikationen werden erst nach Weihnachten kommen.
Ich lese jetzt Strassers Bartholomäus-Nacht & Heidens eben erschienene Hitler Biographie. Sehr aufschlußreiche Bücher in mehrfacher Beziehung. Bes. auch in Hinsicht auf den deutschen Volkscharakter.
Heute von 12-5 mit Mimi spazieren. Ein herrlicher, strahlender Herbsttag. Von Mauer zum Roten Stadl (geschl.), Kalksburg, Rodaun. Beim Einsteigen in die Tram verletzte sie ihren Fuß. Nachher noch die 100 Tage mit W. Krauss. Schlecht! Krauss imitiert Mussolini, aber spielt nicht Napoleon!
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.21)



