Montag, 6. Jän. 1936. (Drei Könige).
Vielerlei ist schon vorgefallen. Am 2. d. war ich lange bei Kienböck; wir haben uns wieder glänzend unterhalten. Er hält einen Vortrag, leider am 15., so daß ich ihn nicht hören werde, denn ich dürfte am 14. früh nach Paris fahren & am 23. früh zurück kommen. Ich verschaffe ihm Material zu dem Vortrag. Am 3. rief er mich an, er habe noch am 2. Karwinski getroffen, der ihm gesagt habe, ich solle in das Bundesamt. Kienböck & ich sollten ihn zus. besuchen, was wir nächsten Do. tun werden. Kienb. hat wohl aber kaum eine Vorstellung von der Sache. Ich habe jedenfalls keine Neigung dazu & würde die Kammer unbedingt vorziehen. Meine ganze, auch persönliche, Unabhängigkeit wäre doch dahin.
Am 2. hielt ich die 1. Bank-Stunde. Joham & Sokal erschienen & taten recht befriedigt. Joham rief mich tags darauf an & lobte sehr. Er möchte immer kommen. Die Einrichtung der Kurse solle ständig werden. Da deutete ich ihm meine alten Pläne bez. Soz.wiss. Forschungsinstitut, unter Zus.legung der Bibliotheken der H.K. & A.K. an. etc. Das sollten wir ausführl. besprechen, ausserdem sei es ganz ständisch. Ich sagte amerik. Geld zu, das ich bestimmt auftreiben könnte).
Mimi kam wohlbehalten zurück. Wir sahen uns mehrfach & sind uns so gut wie je. Sa. hatte ich Tee (2 Haberler, 2 Starke, John, Kam., Arii, Mi.).
An dem Aufsatz habe ich weitergeschrieben. Er wird zunächst einmal ins Reine geschrieben; ich ergänze alle Fußnoten & bessere den Stil aus, so daß er vor der Abreise zur Reinschrift & dann gleich zum Satz gegeben werden kann. Hoffentlich klappt das alles.
So viel für jetzt.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.21)


