Freitag, 17. Juli 1936.
Hier wäre sehr viel einzufügen: Genf (vorher kurz in Zell a/S), wo Haberlers Bericht 4 Tage lang diskutiert wurde, dann 3 schöne Tage in Annecy, als Gäste der R. Found., alles bei schönem Wetter. Rückreise mit Haberler im Auto (bis St. Anton, Robertson mitgenommen). Leider Mimis Promotion versäumt. Am 9.II hier die V. Intern. Conferenz der Konj.institute, mit interess. Vorträgen & Diskussionen. Die Organisation hat tadellos geklappt. Do. ein Empfang durch Stockinger & Mandorfer; Fr. ein Diner v. Meinl (wohin auch Kienböck kam); Sa. eine Jause auf dem Kahlenberg. Viel Anerkennung für Konj.f. & das Institut auch in den Zeitungen. Sicherlich hat sich das Prestige des Institutes sehr gehoben.
Am Freitag, trotz Sitzungen, wünschte mich um 10h Draxler zu sehen: man habe beschlossen, mich zum Konsulenten für alle w. Fragen der Bundesbahnen im Handelsministerium zu ernennen. Ob ich wolle? Zunächst Auto-Eisenbahn bis Ende September regulieren, dann tiefergehende Angelegenheiten, ev. Verkauf der Köb, Lobeg, Postautos etc. Ich müsse wohl auf meinen Urlaub verzichten: Vertrag, Bezahlung (ich forderte mindestens 1000,- Sch. monatlich). Es werde einen schweren Kampf geben, aber ich solle mich nur auf ihn verlassen. Stockinger habe zugestimmt, ich solle mich bei ihm melden. Dies tat ich, bin aber bisher noch nicht vorgekommen; er ist nach Budapest. Da die Regierung die Lastkraftwagen VO nur bis Ende Sept. verlängert hat, ist grösste Eile geboten. Am 22. d. findet bereits die erste grosse Sitzung mit den Bahnen statt. An dieser müsste ich bereits teilnehmen. Wenn bei der Sache nicht doch noch etwas dazwischen kommt, so wird es für mich ein grosser Erfolg. Ein fabelhaftes Sprungbrett, bes. wenn ich Glück habe & mir irgend eine tiefergehende Reform gelingt. Von dort weg, kann man überall hinkommen. Zunächst würde es die Eingliederung sehr begünstigen. Ich sprach heute mit Garhofer (ohne ihm zu erzählen). Er glaubt, daß wir bis zum Herbst fertig sein müssten. Das wäre ausgezeichnet. Geht das alles, so ist 1936 für mich sehr wichtig. Dazu wird noch Mimi kommen!
Hier war auch sonst viel los. Besucher in Scharen. u. A. D. Veit, der ganz nett ist.
Am.ii. d. M. das deutsch-österr. Abkommen. Ein grosser Eindruck. Grosse Erleichterung, viel Hoffnung, wenn es eingehalten wird. Alles kommt auf die Handhabung an. Der Idee nach ist es vortrefflich & es scheint, als ob Schuschnigg einen grossen Staatsmännischen Erfolg errungen habe, zu dem man ihm herzlich gratulieren muß.
Menger hat einen Sohn. Die Eltern sind in d. Ramsau, Vatel hat wieder einen schweren Anfall (Niere & Herz) gehabt. Mimi hat grossen Verdruß mit der Galizia; wir werden morgen viell. das Weekend wegfahren. Sie selbst schlug das vor, was mich sehr freut. Hannchen fährt morgen (allein!!) auf Urlaub.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.21)



