Sonntag, 6. IX. 36
Ich wollte eigentlich mit Mimi auf Weekend fahren, aber schlechtes Wetter. Menger, zu dem wir wollten, kam am Freitag an auf 3 Tage. Wir trafen uns zu einer Aussprache. Er ist ebenso nett wie amüsant. Sein Söhnlein beschäftigt ihn sehr. Er sei noch immer so hässlich! Wenn es eine Tochter wäre, würde er ihr das Schreien schon übel nehmen!
Gestern Mittag zu Stockinger gerufen. Was er wegen der VVKK machen soll. Ich sagte, daß Verlängerung bei jetziger Handhabung nicht schlecht wäre & man alles weiter studieren könne. Regeln müsse man auf alle Fälle, also besser einfach andere Regelung, als erst Freigabe & Wiedereinführung von Schranken. Ich möge in diesem Sinne mit Draxler sprechen. Mein Bericht habe ihm sehr gefallen. Stangelberger sagt, daß Draxler auf allen 3 Exemplaren des Berichts sässe & keinen hergäbe. Ich werde ihn noch vor Genfer Reise D.s sprechen.
Jetzt fange ich an, die Verbindungen zwischen Verk Sek. & BB Direktoren zu sehen. Rauscher rief gestern besorgt an, weil ich zu Friedel ½ h vorher etwas über Unstimmigkeiten von Ziffern gesagt hatte. Es ist aber gut so, daß er besorgt ist. Angste ist so voller Ressentiment; seit 8 Wochen Leiter der Sektion & noch nicht beim Minister gewesen. Was kann ich dafür.
Mit Stockinger sprach ich auch über die Naftolen. Er wird bei den Semperit intervenieren & zuerst Bericht anfordern. Das wird sehr förderlich sein.
Neulich Abend waren Gross (Paris), John & Kamitz bei mir. Recht nett.
Gestern Mimi hier; heute mittag ich bei ihr. Muttel kam zu mir, Jause; Nachtmahl im Café. -
Donn. eine Unterredung mit Mises, von der einige Notizen: Zunächst Neid wegen der Berufung ins Minist. Es werde mir passieren, daß ich vor die Entscheidung gestellt werde, ich solle Komm. Dir. der BB werden! Ich erklärte ihm, ich wüsste heute schon, daß ich da nein sagen würde. Also die Eingliederung des Institutes; er sei dagegen, die Unabhängigkeit gehe verloren. Ich wolle doch nur die Pension! Ich fragte, ob er als Kammer Sekr. abhängig sei: Nein, aber ich bin ja eine Persönlichkeit!(!). Ich solle lieber für mich eine materielle Besserstellung beantragen, z. B. Versicherung oder dergl. Nachher sagte mir Sek Chef Schmidt, daß Mises bei ihm war, und um seine Pension bangte. Daher sei er gegen jeden neuen Mann in der Kammer. Hinzu kommt noch, daß Mises ursprünglich das Institut als Kammerabteilung machen wollte, damit nicht durchdrang, Hayeks Aufnahme nicht erreichte & nun natürlich nicht gerne sieht, daß ich das alles machen werde.
Mit Stockinger wurde noch vereinbart, daß Verlängerung mindestens bis Ende Juni 37 nötig sei. Daraus ergibt sich auch Notwendigkeit meiner Tätigkeit über das Ende dieses Jahres hinaus.
Heute habe ich den 2. Teil des Stenogrammes von unseren Genfer Diskussionen erledigt. Schlechte Widergaben, z. B. Haberler dürfte bald reisen. Mein engl. Buch soll im Satz sein; aber es dauert alles ewig. Meinen Artikel über die Devisenbew. möchte ich im Bull. des Lloyds oder Midland-Bank drucken
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.21)



