OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1935-38 / 1936-11-20

Freitag, 20. Nov. 1936.

Diese Woche ist sehr rasch vergangen. Den Radio Vortrag habe ich noch immer nicht, schreibe aber daran, deswegen bin ich heute zu Hause geblieben. Auch die Denkschrift. möchte ich bis Mitte nächster Woche fertig haben.

Gestern wieder interm. Commission. Kaffeezollsenkung beschlossen, Zuckerpr. dtto.; um Milch ein großer Kampf, bes. zw. Kienböck & Straubinger. Es zeigt sich jetzt, wie alles verfilzt ist & was für Schwierigkeiten bestehen. Und was für eine geringe ökon. Bildung! Nächsten Freitag wieder Sitzung.

Im Kabinett sind wieder Differenzen. Draxler & Stockinger sollen gehen. Heute wurde mir gesagt, daß die Sek. Chefs im Fin. Min. sich von 3 möglichen Nachfolgern D’s erzählen: Rizzi, Walter (Tabakregie), & Morgenstern (!). Grotesk. Ich habe jetzt noch gar keine Lust. Aber es ist doch interess., nun verstehe ich, warum man mich gar so höflich behandelt & ich speziell im Fin. Minist. an Information haben kann was ich will. – Kienböck behandelt mich in der Kom. ebenfalls mit grosser Freundlichkeit, wie immer, was die Leute natürlich auch merken.

Die Vorlesung macht mir Spaß; es kommen eben wirkliche Studenten vormittags; sie passen auch gut auf.

Jetzt also viel zu tun -.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1935-38, Eintrag 1936-11-20
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.21)