Freitag, 18. Nov.
Mimi & ich sind so gut, wie wir je miteinander waren. Alle Herzlichkeit; dies ganz besonders. Ich sehe, wie sehr sie gelitten hat & was sie alles schwere durchgemacht hat. Aber sie ist so lieb. In N. Y. fühlten wir, wie wir uns wieder entdeckten. Eben rief Mimi an; sie möchte gerne zu dem morgigen Tanz gehen. Aber ich fürchte, sie kann hier nicht über Nacht bleiben. So wird es wohl erst Sonntag werden. Der letzte Sonntag hier war sehr angenehm. Sie war recht lieb & zugetan. Princeton hat ihr gut gefallen & sie scheint nun zu sehen, daß wir wirklich immer beisammen bleiben müssen. Vor Europa fängt ihr an zu grauen, und über Deutschland schämt sie sich, wie auch ich mich. Die Revolution kommt immer mehr in Gang.
Ich kann nicht über Mimi schreiben, was ich will; ich zögere zu sehr. Und ich habe gar nicht die vielen netten, lieben Worte, die ich brauchen möchte. Wir lieben uns aufrichtig. Leider ist sie etwas krank, braucht viell. einen Arzt; daher steht uns das grosse Erlebnis eines innigen Versinkens noch bevor, bis sie wieder ganz gesund ist.
- Heute Earle & Mitrany gesprochen. Neulich bei Flexner, der mir ein Zimmer in dem neuen Gebäude des Institutes, das Aug. fertig wird, angeboten hat. Viell. wollen Sie mich dorthin berufen; das wäre natürlich sehr angenehm; damit wäre alles entschieden. Auch das doppelte Einkommen etc. & keine Sorgen. Und ich könnte arbeiten, ganz was ich wollte. Riefler sagte mir vor seiner Abreise, daß Flexner mich so sehr schätze etc. und ich solle Fl. in den nächsten Tagen wieder besuchen (z. T. wegen Rosenberg, der um Hilfe ansuchte). Ich will das alles mit Mimi besprechen.
Gestern Seminar; Di. sprach ich in Grahams Vorlesung, sonst alles andere auch im Gange. Hutchisons Buch ist erschienen; er widmet meinen Arbeiten ziemliche Aufmerksamkeit. Jetzt will ich doch das Buch über Zeit & Risiko, wenn möglich bis zum Herbst, fertig machen.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.22)


