Freitag, 2. Dec.
Die Sache in Trenton ging sehr schnell & ohne Formalitäten. Um 11h sprach ich bereits mit Mr. Poole, den ich fragte, warum ich mit der School photogr. werden solle. Nun zeigt sich eben, daß man meine Lecturship bald in eine voll Prof.ship umwandeln will & diese z. T. von der School of Public & Intern. Affairs getragen werden soll. Die Pläne für mich sind also von dauerndem Charakter & reichen bereits ziemlich weit. Ich werde auch etwas an der Sch. mitarbeiten. Der Nachdruck dabei wird auf Political Econ. im alten Sinne liegen, nicht nur bei Economics, was mir alles sehr entspricht. Ich brauche also für das weitere keine Sorgen zu haben & kann wirklich hier alles als gegeben ansehen. Aber immer & immer wieder, selbst während ich mit Poole sprach, steht mir Mimi vor dem Auge und ich bin ganz gedrückt, daß hier nun auf einmal Zweifel sein sollten. Was will sie bloß von ihrem Leben. Sie wird plötzlich bemerken, daß sie nicht mehr zu wählen hat & ich wünsche ihr, sie möge keine Enttäuschungen erleben. Sie soll immer auf meine Freundschaft bauen können. Aber was schreibe ich da, wo ich sie so innig liebe & mich nach ihr sehen, wie kaum jemals zuvor. Wie schade, daß sie nicht wiss, daß ihr schrankenlose Hingabe für mich mehr bedeutet als mich satt essen zu können.
Dienst. spreche ich über Dyn. Theories & Error. Donn. kommen die landw. Zyklen an die Reihe & am Nachm. haben wir eine Disk. über Kapitalknappheit, die ich einleite.
Morgen kommen Shep & Barbara Morgan. Ich will Mimi mit ihnen zus.bringen. Später: Wie unstetig doch das Interesse der Ökon. ist. Ich lese wieder Schumpeter (Econ. Dev.); muß übrigens an Allyn Young denken: it takes him such a long time to say something! Er ist doch recht passé. Zumindest was die Probleme angeht. Dabei kann man nicht sicher sein, daß dies wirklich aus unserer Problemlage entspringt & nicht bloß aus Mode. Denn viele dieser Fragen sind heute ebenso wenig gelöst, ja viell. sogar schlechter gestellt, als danach! Es ist alles recht wenig befriedigend. Inzwischen haben die Probleme so rasch zugenommen & nur in wenigen Punkten kann man auf Fortschritte hinweisen. Meist enthalten sie lediglich kompliziertere Nach einigen Jahren wird man viell. zu diesen älteren Fragen wieder zurückkehren. Aber hier in Am. hat sich das Interesse ganz bes. verschoben.
Grosse Verworrenheit in Europa: Frankreich in tiefer sozialer Umschichtung. Die Italiener sind wohl ganz verrückt. Jetzt wollen sie mit Waffengewalt (Gerede!) Tunis, Korsika & Savoyen nehmen.
Noch keine Nachricht von Mimi wann sie morgen kommt. Hoffentlich recht zeitig. Manchmal
Eden kommt nächste Woche nach N. Y. Ich glaube, daß Chamberlains Tage gezählt sind. Wir werden in den nächsten 3-4 Monaten noch manches in England sehen; viell. Wahlen.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.22)


