OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1938-39 / 1939-02-18

Saturday, Feb 18, 39.

Am Do. war ich in N. Y., um meinen „Vortrag“ anlässlich des Dinners der Class of 1913 zu halten. Eine sehr merkwürdige Angelegenheit, aber es dürfte ja so im allg. passabel gegangen sein. Befriedigt war ich nicht sehr. Ich fuhr mit Lundy & Hannay im Auto; um 10.30 p.m. fuhren wir zurück, etwa 1 1/2h. Es war bitter kalt. Heute ein herrlicher, warmer Frühlingstag.

Gestern Lunch bei Prof. Lowe (Inst; Classics) mit Mitrany, Marschak & Lowes‘ Bruder. M. sprach am Abend hier im College über Labor Mobility; sehr langwierig & -weilig. W. Stewart & Riefler waren meine Nachtmahlgäste. Heute von 9-12h Diskuss. über Probability & Economics. Marschak arbeitet sehr entlang denselben Linien, wie meine Risiko-Untersuchungen gehen. Ich glaube aber viel tiefer eingedrungen zu sein. Jedenfalls will ich diesen Aufsatz nun endlich fertig schreiben; es wird ja keine so grosse Arbeit machen, aber er soll mit dem über Voraussicht verknüpft werden. Beides für das Qu. J.

Riefler erzählte mir gestern, daß die U. of Calif. (Los Angeles) ihm geschrieben habe, ob ich wohl kommen würde. Er hat offenbar geschrieben, daß Princeton mich nicht so gleich gehen lassen würde. Natürlich wäre es immerhin gut, die Berufung tatsächlich zu erhalten, weil ich mich ev. hier besser stellen könnte. Auch kann ich dann zwanglos mit R. über das Institut sprechen. Montag kommt übrigens Henry Clay, mit dem ich viell. nach einigen Wochen doch darüber sprechen werde. –

Montag sollen meine Bücher kommen. Gestern mit Mimi tel., die sehr lieb war. Leider sehen wir uns erst Die. nachmittag in Philadelphia. „Mr. & Mrs. O. M.“! So hat sie sich letztes mal eingetragen.

Montag spreche ich im Ec. Club über „Teaching of Econ. in Europe?; Freitag mit Wilks & Riefler über Tinbergen. – Sehr viel zu tun.

Ich soll am 28. März im Pol. Econ. Club in N. Y. sprechen. Viell. über „Modes of Inflation“. –

Ich mag gar nicht daran denken, daß Mimi schon Anf. April fahren soll. Es ist so gefährlich bei der latenten Kriegsgefahr. – Und die Trennung überhaupt! Dann die Unsicherheit, ob ich hinüberfahren soll. – Eine grässliche Welt in so vieler Hinsicht.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1938-39, Eintrag 1939-02-18
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.22)