Tuesday, Feb 28. 1939.
Ich lese jetzt Rauschnings: Revol. d. Nihilismus; viell. das beste Buch über den Nat.sozialismus. Zeigt den grossen Irrtum, wonach die Nazis je Ruhe geben würden. Appeasement Politik hätte dann nur Sinn, um Zeit zu gewinnen, die engl.-franz. Rüstung zu ermöglichen, nur als Taktik, aber sinnlos als Ziel. Mimi hat Sonntag hier etwas darin gelesen. Ich will, daß sie es ganz liest; es wird ihr nützen, wenn sie wieder drüben ist. Das letzte Weekend war verregnet, aber trotzdem angenehm. Haberlers hier, Tee bei mir (noch die Lutzs) etc. Mimi sehr angenehm. Wie sie doch der Fr. Haberler überlegen ist! Sa. waren wir bei Riefler; noch 2 Clays, W. Stewart, Warren, Mitrany etc. Mimi lebt sichtlich mehr & mehr auf. Sie fährt gewiss nicht vor Mitte oder Ende April & macht schon Pläne für unsere Frühlingsreise. Ich denke Virginia, Shenandoah Skyline Drive, Williamsburg etc. wäre das richtige. Aber viell. will sie nördlich fahren. Wir denken an 5-6 Tage. Heute vor 8 Tagen verbrachten wir ½ Tag in Phila; sehr angenehm. Fuhren spazieren (ich war mit Auto gekommen), gingen am Abend ins Theater (Kath. Hepburn spielte) etc. Mi fuhr wieder mit dem 9h Zug am Mittw. zurück.
Brief von Ellis: Berkeley will mich. E. ist Mitglied eines 5glieder. Comités, das mich berät (die anderen gehören anderen Fächern an). Das Angebot dürfte also kommen & es wird nicht leicht sein zu wählen. Princeton wird natürlich auch etwas bieten müssen. Viell. komme ich so zu einer full professor ship hier & bessere Bezahlung. Mi nimmt grossen Anteil & wir werden gemeinsam beraten.
Strigl ist sehr schwer krank. Viell. Gehirntumor. Operiert. Abszess am Auge. Er tut mir so leid, ich will ihm schreiben.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.22)

