Sonnt. 28. Jan.
Frank Knight war gestern & heute hier. Ich hatte ihn als Gast im Klub untergebracht. Um 15h war Mimi gekommen; wir assen in der Farm & sie kam dann zu mir, bis ich Knight abholen mußte. Sie bekam plötzlich grosse Schmerzen & mußte sich legen & ich holte eine Gummiflasche. Es war aber nur die Kälte: Das Wetter war die ganze Zeit herrlich, aber kalt. Jetzt hört man von England, daß dort der strengste Winter seit 128 Jahren war. Auch im Rest Europas. Die Leiden der Soldaten im Felde müssen sehr arg sein. Mimi ging dann ins Hotel & Kino; ich aß mit K. im Club & dann war er noch bei mir. Wir diskutierten allerlei. Er ist pessimistisch wie immer & sagt höchst interess. Dinge neben grossen Seufzern über die Unzulänglichkeit des Lebens & der Wissenschaft. Seine philos. Grundeinstellung ist mir nicht klar. Aber seine intellektuelle Ehrlichkeit muß man bes. anerkennen. Er erzählte, daß Allyn Young berichtet habe, Lord Balfour habe in Versailles während der Verhandlungen gesagt: We have made war in order to end war; now we are making peace to end peace. Wie prophetisch!
Mit Mimi sass ich noch in der Bar des Hotels. Heute zeigte ich Knight Princeton & nach kurzem Besuch bei Graham holten wir Mimi ab & setzten die Tour fort. Nachdem Lunch fuhr er nach N. Y. & Mimi um 23h von Trenton nach W. Ihr Besuch hier war sehr angenehm & wir haben uns so gut gesprochen, wie man es erwarten kann. Die Arme ist aber ganz & gar nicht ihrer selbst sicher. Sie bat mich, ich möge nach Wien nichts über ihre Heirat schreiben; sie hat es nicht einmal ihrer Mutter mitgeteilt. Es gibt natürlich plausible Gründe, d. h. Engländer etc; aber es gibt auch andere. Sie sagte gestern: Viell. sollte man doch bald nach Europa noch einmal fahren weil man es dann lange nicht mehr sehen wird. Aber sie kann jetzt nicht fort. Jedenfalls eine seltsame Sache. Sie fürchtet für ihren Seelenfrieden bei mir . Als ob der von dem Betreten meiner Wohnung abhängig sein könnte! Was für eine Verwirrung der Gefühle .
Ich lese Thom. Manns neues Buch: Lotte in Weimar; noch nicht weit vorgedrungen, gefällt es mir doch schon sehr. Riemer erscheint in noch ungünstigerem Lichte, als ich ihn bisher gesehen hatte. Wie froh ich wäre, wenn die Propylaeenausgabe bei meinen Büchern gewesen wäre!
Freitag im Konzert: Serkin. Es war wunderbar. Auch ein sehr schönes Programm. Morse & Frau waren dort. Er täppisch-glücklich.
Jetzt muß ich mich um die Vorlesungen kümmern; und Schumpeter & Hicks rezensieren.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)


