Sa. 9. III.
Die Musik hilft Verdrängen, lässt ungelöste Fragen gelöst erscheinen, die dann im Unterbewußtsein Verwirrung anstiften oder vergrössern. Die Länder, wo Musik bes. Dynamische (Wagner!!) bes. gepflegt wird, sind auch am instabilsten. Siehe Deutschland. Ferner eine eigenartige Auslese, nämlich diejenigen Schichten sind ihrem Einfluß bes. ausgesetzt, die führen & durch Klarheit des Denkens sich auszeichnen sollten. Viell. ist etwas daran.
Mittw. um 6h holte ich Mimi in Trenton ab & nach dem angenehmen Dinner in der Peacock Inn waren wir bei mir, hörten etwas Musik. Es war das schönste Beisammensein seit sie wieder zurück ist. Und wie sehr zeigt die Annehmlichkeit, die wir in unserer Gesellschaft empfinden, die Tragödie, in der wir leben. Mimi liess mehr als einmal erkennen, daß auch sie so empfindet & war betrübt, als sie ging. Kein Zweifel, daß sie bereut; es ist sehr traurig . Sie blieb über Nacht in der Tavern, & nach dem Frühstück bei Re brachte ich sie zur Junction, von wo sie nach N. Y. fuhr. Bitter & süss. Wie schwer, sich alles versagen zu müssen .
Die Vorlesungen etc. ganz gut weiter gegangen. Ich glaube ich lerne am meisten. Jetzt sind mir viele Dinge klarer geworden & ich sollte (oder könnte) eine Menge schreiben. Auch das Seminar entwickelt sich bei regster Anteilnahme der Studenten. Jetzt fangen die Referate an; ich mache es wie in Wien im Seminar. Übrigens ist meiner der grösste der Grad. Kurse.
Gestern bei Neumanns; allein. Sehr angenehm. Dort sprachen sie beide, daß ich doch ans Institut kommen solle. Sie fahren bald westlich; er hält Vorlesungen in Seattle. Heute, bei herrlichem Wetter 2h spazieren mit Fr. Weyl. Es tat mir sehr gut; nun brennt das Gesicht von Märzensonne & Wind.
Die Ökon. zerbröckelt mir immer mehr in meinen Händen. Die ökon. Sprache eignet sich nicht mehr; ich werde inartikuliert & müsste eine viel kompliziertere erfinden. 2 Hicks Rez. erschienen: Machlup & Leurer im Qu. J.; geradezu unappetitlich. Meine Schump. Rez. (4 MS.) brachte heute einen Scheck über $17.50. So unerwartet. Man kann hier mit Schreiben sicher viel Geld verdienen.
Der Finnische Krieg ist in einer Krise. Man will Frieden schliessen. Das würde die erste, grosse strategische Niederlage für die Alliierten bedeuten; mit unabsehbaren Konsequenzen für den weiteren Krieg, & für den Balkan. Aber wie soll man den Engländern ihre Dummheit austreiben. Es wäre die Marineschlacht dieses Krieges-.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)


