OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1940-41 / 1940-03-28

Do. 28. III.

Di. bei Mitchell; lange Disk. über die Arbeit. Viele Punkte berührt & manches aufgeklärt (eher wie man weiter vorgehen kann). Nachher Lunch bei ihm – die herrliche Aussicht von seinem Penthouse; in strahlender Sonne, – und noch 2 Söhne & Mrs. Mitchell, die ich das erste Mal sah. Sie hat so unruhige Augen, muß sehr schön gewesen sein; sicher eine ungewöhnliche Frau. Dann sofort heim. Karl Menger war hier & zu mir. Wie immer, obwohl er jetzt schon grotesk hässlich ist. Mit Weyl ist er ganz über Kreuz. –

Gestern das 2. mal Reiten. Kurzer Entschluß, obwohl etwas trüb, war es wunderbar. Ich wollte nur 1/2h & blieb 2h mit Roberson. Die Pferde wild; Melody wollte mich sogar einmal werfen; aber der Versuch wurde kraftvoll - instinktiv erstickt, zum grossen Gefallen Robertsons. Weit nach Westen geritten, im Walde die ersten bunten Vögel, sonst kaum ein Zeichen des Frühlings. Ich bin heute lange nicht so müde, wie ich glaubte erwarten zu sollen. Am Abend zu Mrs Goddart (Sylvia’s Schwester) zum Dinner (sehr gute Rouladen) & Konzert: Clevel. Orch., Rodezinski: Haydn (Clock …), Sibelius V., Debussys La Mer, Ravel Daphnis.

Heute früh rief ich Diana an: sehr heitere Unterhaltung. Sie war ganz bes. freundlich. Irgend etwas will sie mir sagen, aber nicht übers Telephon, weder angenehm noch unangenehm. Was? – Wir wollen uns sehr bald treffen, wahrsch. Dienstag. In Norfolk sei es grässlich gewesen: Schnee, trüb, taube Grossmutter (94!). Ich sagte, daß N.Y. leer gewesen sei, weil sie fragte, ob ich im Theater war. Ein sehr herzlicher Ton zwischen uns – .

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-03-28
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)