OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1940-41 / 1940-04-05

Freitag. 5.

Ein Luftpostbrief v. Hannchen v. 26. III.! Sie ist leider ziemlich kränklich. Luftröhren & jetzt noch Schilddrüsenwucherung, die der Arzt wegschneiden will. Gefällt mir gar nicht. Das „Institut“ muß wieder umziehen!

Am Abend kam Joh. Neumann & wir diskutierten für fast 4h: Maximen des Verhaltens (er sieht völlig ein, um was es sich handelt & wie schwierig dies ist), über Spiele, Grundlagenfragen der Math., wo er bes. über Gödel sprach & allgem. Wiss.theorie. Ich habe schon lange keinen so interessanten Abend verbracht. Er war ganz bei der Sache & wir wollen viell. morgen fortsetzen. Es ist schade, daß wir nicht öfter miteinander diskutiert haben; ich glaubte aber nicht, etwas zu seinen Problemen beitragen zu können. Ich hätte mich doch an unsere erste Disk. vorigen Oktober halten sollen. Da er jetzt 4 Wochen allein ist, können wir leichter zus.kommen.

Gestern Reiten, heute mit Mrs. Goddart spazieren; wir wollten zum Phipps Estate, aber es war zu kalt & windig. Noch grünt es kaum.

Jetzt umziehen & Dinner bei Stace.

Lunch mit Stewart, der also jetzt Chairman der Foundation ist. Die Math. hatten gehofft, daß dies seinen Abgang bedeute & daher ich hinkommen könne. Allein – . (Wenn er das wüsste!) Neumann auch gestern: wenn man mich nur hinbringen könnte; es sei eine Geldfrage. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-04-05
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)