OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1940-41 / 1940-04-26

26. April.

Schönes, wärmeres Wetter. Mittag Lunch bei Weyl, wo noch Courant & Siegel, der vor wenigen Tagen aus Norwegen eintraf. Er ist Prof. in Göttingen, aber davongegangen, weil er es einfach nicht aushielt. Ich habe ihn über Deutschl. nicht sehr ausfragen wollen, aber es scheint schon sehr übel zu sein. Alle Leute mit etwas Erfahrung sind pessimistisch, die Jungen hoffnungsvoll. Zu Essen soll es sehr wenig geben.

Nachher Conferenz mit Stewart, Warren etc & Hanay über die Untersuchung. Es war nicht sehr ergebnisreich & nach einiger Besprechung von Einzelheiten sagte Stewart etliche Platitüden. Dabei ist er ein so netter Kerl, daß man sich darüber gar nicht einmal ärgern kann.

Brief v. Gottfried. Er glaubt auf einmal, daß der Krieg dieses Jahr zu Gunsten der Alliierten entschieden, wenn auch nicht beendet wird. Sicher nicht, wenn die Engländer weiter solche Sau-wirtschaft haben, wie ihre Operationen in Norwegen jetzt zeigen.

Heute abend spricht der „Poët in Residence“. Tate im Ökon.(!) Seminar über Distributism.

Gestern Abend kurz bei Rolls, wo Laurssen war, den ich morgen wieder treffen werde. – Er arbeitet über Intern. Konj.zus.hänge. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-04-26
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)