1. Juni. Samstag.
Vorhin hörte ich im Radio, daß Marseilles bombardiert wurde, wie auch andere Städte im Rhonetal. Auch Aix la Chapelle & viele andere. Wie mir die vorjährige Reise in Erinnerung steht; diese schöne Zeit dort mit den Eltern & nun diese sinnlose Zerstörung herrlichen Landes. Nun muß einfach der Krieg nach Deutschland getragen werden, damit das Volk dort sieht, was geschieht. Und ich habe immer noch die Hoffnung, daß die Moral dort langen nicht so halten wird, wie in (England und) Frankreich. Dazu kommen die riesigen deutschen Verluste, die sehr schwer wiegen müssen, wenn sie (die Nazis) keine wirkliche Entscheidung erzielen, d. h. eine Unterwerfung der Alliierten erreichen; ich glaube noch immer nicht, daß der Krieg in diesem Jahre in diesem Sinne beendet wird, obwohl die äusseren Umstände alle dafür sprechen.
Natürlich zeigen sich jetzt die Folgen der verbrecherischen Nachlässigkeit der westlichen Regierungen. Wann wird man Lord Swinton u.a. anklagen? Man hat das ja schliesslich alles wissen können & alles ist zum Überdruss oft gesagt worden. Churchill, der gesehen hat, tut mir leid, daß er nun Premier ist, da er diese ganze Sauwirtschaft vorfindet, gegen die er immer warnte.
Was hat sich nicht im letzten Monat ereignet. Es war so abscheulich, daß ich mich sehr zus.nehmen mußte, um mein Gleichgewicht zu wahren. Mein äusserliches Leben ist mir so viel gleichgültig geworden; ich fühle mich noch mehr als bisher nur als Gast & Beobachter in diesem Leben. Es ist gut getan, sich jetzt in Arbeit zu vertiefen, auch wenn sie unmittelbar nicht sehr wichtig, wen überhaupt sinnvoll erscheint. Daher habe ich so viele Notizen als möglich auszuarbeiten versucht. Aber es geht langsam.
Ich will verschiedenes nachholen hier zu bemerken; nicht in Reihenfolge der Wichtigkeit, sondern wie es gerade passt.
Vor 2½ Wochen war Diana einen Tag hier & es war sehr schön. Wir ritten aus & erfreuten uns des schönen Frühlingstages.
Es ist spät & ich bin müde.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)

