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tagebücher / 1940-41 / 1940-06-07

Freitag 7. VI.

Ich hatte also, nach langem Zögern, doch an Mimi zur Erinnerung an die 10 Jahre ein Geschenk geschickt: eine schöne Steuben-Vase. Heute früh rief sie an & dankte. Aber sie hat nichts getan & warum sollte sie auch? – Morgen will sie kommen & das werde ich mir nun sehr genau anschauen. –

Heute kurz in N. Y., Sitzung im N. Bur. mit Mills, Burnsek wegen Hallowel, der als 2. Assistent für mich arbeiten soll. – Gegen Abend ging ich wieder reiten, im Ring, um Canter zu üben. Ich bin sehr unzufrieden mit mir; ich weiss ganz genau, was ich falsch mache, aber es ist so schwer, es anders zu tun. Übung & Unterricht!

Mo. fahre ich zu David, & Dienstag bis Do. früh mit Diana zu ihren Eltern nach Norfolk. Dann muß ich wieder konzentriert arbeiten, denn sonst komme ich mit meinem Aufsatz nicht vom Fleck. Hier ist es jetzt sehr unruhig, weil die Alumni hier sind. Ich besuchte die Class of 1913, die doch recht nette Leute sind & mich wieder sehr freundlich aufnahmen. Sie schienen sich sichtlich zu freuen, daß ich zu ihnen kam.

Gestern mit Fr. Galbraith in der Tow Path Inn zum Dinner; sie verlässt P. in den nächsten Tagen. Ihr Mann ist bereits in Chicago. D. Brown kam am Abend zu mir & wir diskutierten vielerlei; von mir sagte er, daß ich mir hier eine sehr schöne Position geschaffen habe & daß ich bald den Beweis dafür sehen würde.

Die Kämpfe in Frankreich sind sehr schwer, aber es scheint doch, als ob die Franzosen imstande seien, den Ansturm aufzuhalten. Man darf nicht zu optimistisch sein, jedoch ist jeder Hoffnungsschimmer so willkommen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-06-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)