Sa. 6. VII.
Ein Brief aus Wien vom 22. Juni. Vatel glaubt, daß der Krieg erst in 1 Jahre vorbei ist; das ist ein viel späterer Termin, als bisher von drüben genannt & macht mich wundern. Sonst schreiben sie nichts bes.; es ist ja jetzt schwer gemacht einen wirklichen Brief zu verfassen.
Ich habe am MS weiter geschrieben & will es heute wieder tun. Was für herrliches Wetter! Von Mimi nichts gehört & mehrfache Anrufe in W. ergaben keine Antwort. Ich verstehe das nicht, denn wir wollten doch dieses & das nächste Weekend verbringen. Sollte etwas passiert sein? Ich wüßte nicht, wie ich mich mit ihr in Verbindung setzen sollte.
Gestern mit Stewart & Warren gegessen. St. ist ganz anders; sehr pessimistisch, gedrückt & scheint zu meinen, daß US mit Hitler auskommen müssen, während sie noch rüsten (was 2-3 Jahre braucht). In Wash. soll nichts vorwärts gehen, nur soweit Knudsen die Sachen in der Hand hat. Man hört sehr widersprechendes. Von Wissensch. war überhaupt nicht die Rede. Kabel von Nurkse, daß er noch nichts von der Foundat. gehört habe. Es wird Montag entschieden & ich kabelte ihm so. Er kann wohl über Lissabon kommen & ich hoffe, er wird im Herbst hier sein & etwas Zeit in P. verbringen. Hilgert ist in Cambridge (Mass). Gestern besuchte ich Koopmans, der mit Frau & 3 mon. Baby hier ist. Momentan ist er etwas krank.
Gestern mit Fr. Weyl reiten; es war sehr schön & gab nicht zu viele Fliegen. Wenn man nur richtigen Unterricht bekommen könnte! Denn so kann man sich über eine niedrige Stufe nie heben.
Später:
Jetzt bin ich wegen Mimi aber doch beunruhigt, weil sich mit ihr gar kein Kontakt herstellen lässt & sie dies doch nie getan hat. Wenn sie nach Wood Hole gefahren ist, hätte sie mich weiss Gott verständigen können. Es wird ihr doch nichts bei der ganz unnützen Fliegerei passiert sein, mit der sie sich auf einmal abgibt!? Ich wüsste aber nicht, wie ich mich erkundigen könnte. Rostler würde mich doch sicher verständigen. Aber es ist sehr seltsam.
Weiter geschrieben. Es geht allmählich. Etwas in L. Mises Buch geschaut; seltsame Sache. Hans Zinssers Autobiographie angefangen. Was für ein entzückendes Buch.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)

