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tagebücher / 1940-41 / 1940-08-20

Di. 20. VIII.

Sa. war ich bei H. Thomas zum Dinner; noch: J. Martindell & Schwester & eine Holländerin. Es war ein bes. netter & interess. Abend.

Mi kam So. Abend & fuhr gestern früh wieder ab. Sie brachte einige Photos mit, die z. T. ganz ausgezeichnet waren. Ein Porträt von mir scheint das beste (charakteristischeste!) Bild zu sein, das es von mir gibt. Der Farbenfilm soll so gut geworden sein.

Gestern p.m. kam Neumann auf 3h hierher & wir diskutierten. Zuerst meinen Aufsatz, dem er im allg. recht zustimmte (ich habe ihm nur grosse Umrisse erzählt) & dann Gesellschaftsspiele für 4, wo er fast alle Fragen gelöst hat, aber einen Haken gibt es noch. Diese kombinatorischen Dinge sind kompliziert & wenig übersichtlich. Er hoffe, daß eine Anregung von mir, eine arithmetische Behandlung möglich machen wird, wo man grossartige Werkzeuge hätte. Es war sehr interessant & ich habe wieder viel gelernt. Wir werden fortsetzen. Die Sache hat eine phantastische Ähnlichkeit mit der Zurechnung & es können da noch schöne Überraschungen kommen. Abends gingen wir 3 nach Cranburry zum Nachtmahl.

Heute früh nahm ich meine Erste Golf-Lektion. Morgen wieder. Es ist schwierig & anstrengender als es aussieht. Lockere Hüften habe ich Gottseidank vom Reiten.

Der Krieg wird immer undurchsichtiger. Bullit hat eine gute Rede gehalten. – Die Zerstörungen dieses Krieges werden sich wirtschaftlich viel stärker auswirken, wegen der selektiven Zerstörung von Fabriken. Wie schwer, Häfen aufzubauen, Raffinerien, Zeiss-Werke etc. Allein die Zeit, die darüber vergeht, solche Werke zu bauen, ganz zu schweigen vom Kapitalaufwand.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-08-20
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)