Mo. 26. VIII.
Heute wollte ich nach N. Y. fahren, aber es ist kalt & rechnet & ich kann morgen oder Mittw. ebensogut fahren. So kalt, dass ich gestern ein Feuermachte & es heute auch wieder tun werde.
Fr. kamen Hilgerts & Lindbergs her; ich hatte sie vorher zum Dinner eingeladen. Nett; L. bes. pessimistisch. Er glaubt England verloren, & Amerika bereits bedroht & vor allem, daß Europa geeinigt stärker ist im Flugzeugbau, Schiffbau etc. Das ist übertrieben. Ausserdem zerstören sie sich jetzt alles. Schreckliche Ausdehnung der Luftangriffe.
Lunch mit Loveday & Win. L. ist etwas subdued, was nur begreiflich ist; aber er wird schon auftauen. Nurkse fährt mit den anderen am 12. Sept. in Lissabon ab. Es wird sehr fein sein, ihn hier zu haben.
Gestern kam Mimi auf einige Stunden. Es war sehr nett, obwohl sie anfangs Kopfweh hatte. Sie brachte viele schöne Aufnahmen, bes. eine von mir zu Pferde. Etliche liess sie mir da & ich will versuchen, ein Bild für Muttel nach Wien zu senden. Aber ich bin nicht sicher, daß es durchgelassen wird. Wir gingen reiten (Misdeal & Silver) & Mi fiel wieder prompt von ihrem Pferd. Sie sitzt so unsicher. Wir gingen aber weiter, weil nichts geschehen war & trafen dann noch ein reiterloses Pferd, von dem ein Mädchen gefallen war.
Der Aufsatz ist fast fertig. Noch die Literatur & allg. Ausfeilung; ferner eine Bemerkung über Planning & alternative theories. Er ist zu lang & behandelt zu viele Sachen.
Mises ist in N. Y. & sucht Stellung. Es wird sehr schwer sein.
Die gegenseitigen Luftangriffe werden immer ärger. Millionen Menschen täglich & nächtlich in Luftschutzkellern. Was für eine Zivilisation. Ich glaube, den Lärm & das Dröhnen der Motoren ständig zu hören. Mir steigt der Ekel hoch, wenn ich an diesen Krieg denke. Ich bin zutiefst betrübt, voller Wut & gleichzeitig entmutigt. Was soll daraus werden. Und wenn man bedenkt, warum das alles geschieht. Der Wahnsinnige von Berchtesgaden.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)


