OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1940-41 / 1940-09-13

Freit. 13. IX.

Seit Dienstag habe ich arges Reissen & andere (Nerven?-)Schmerzen in Schulter, & nun im linken Arm. Sehr unerfreulich. 2 x mit Infrarot bestrahlt; hat aber nicht viel genützt. Man muß etwas mehr behandeln. Nächste Woche öffnet die Infirmary, was ich ausnützen werde. Meine Arbeit sehr verlangsamt. Di. konnte ich mich kaum rühren. Ich glaube nicht, daß Dr. Rainey bes. gut ist. Dabei gestern & heute so schönes Wetter. Wie herrlich ein Ritt gewesen wäre.

Gestern Abend mit Neumanns aus; Taverne & Kino. Vorgestern rief Barbara Morgan an & wir nachtmahlten zus. Es war ganz nett. Ob ich noch immer bei meinem Anspruch vor 1 Jahre stehe: Dass ich es in 10 Jahren bereuen würde, nicht zu heiraten. Sie meinte, dies sei eine zu negative Haltung, wenn ich es überhaupt tun wolle. Die Frauen spürten dies wohl. Sicher hat sie da von & für Diana gesprochen – . Es geht mir doch sehr schlecht, in dieser Hinsicht. Manchmal glaube ich, daß ich Mimi ein grosses Opfer bringe. Dann wieder fühle ich mich allen Frauen so gänzlich ferne. Viell. erscheine ich ihnen sehr kalt, obwohl das ja gar nicht wahr ist. Ich will mich nur nicht binden, weil ich so überaus skeptisch bin.

Brief v. Haberler. Er kommt viell. nächste Woche. Nurkse soll heute in N.Y. landen. Ich freue mich auf ihn.

Mein N.O. Vortrag hat einige Fortschritte gemacht; aber es ist ein albernes Thema. Die Schmerzen behindern mich ziemlich. – Dodds ist wieder zurück & ich hoffe, daß nun bald etwas geschieht. Nächste Woche werde ich John sprechen.

Der Krieg geht unvermindert weiter, aber ein Klimax ist noch nicht eingetreten.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-09-13
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)