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tagebücher / 1940-41 / 1940-09-23

Mo. 23. IX.

Sa. war Hab. abends nach dem Essen hier & auch Mimi. Wir haben uns gut gesprochen. Im Westen hat es ihm gut gefallen & er findet, daß er im Auto viel mehr als je früher gesehen hat. Er wohnte bei Lovasy, Mi. in der Inn. Gestern frühstückten er & ich zus. Wir plus Riefler & noch einem Amerikaner werden von Loveday – wie er uns sagte – gebeten werden als Rumpfkomitee der Depress. Deleg. zu funktionieren, damit Pläne fertig sind, wenn der Krieg aus ist & die Delegation sofort zus.treten kann & Einfluß nimmt. Das hat natürlich nur Sinn, wenn die Engl-Am. gewinnen. Als 4. käme Angell, Hardy, Clark, Viner in Betracht. Für mich hier in P. ist das eine gute Sache, auch ein guter Schutz, falls weitere Verwickelungen eintreten sollten – die übrigens kommen müssen, je länger der Krieg dauert. Die Dienstpflicht ist nun endlich doch eingeführt.

Mimi sieht sehr angegriffen aus, ist bedrückt und sie tut mir schrecklich leid. Das wäre alles anders, hätte sie nicht geheiratet. Interessant ist-, daß niemand sie nach Maxwell fragt; Hab. z. B., der sie doch 1 1/2 Jahre nicht sah, mit keinem Worte. M. antwortet auf Kabel nicht, daher fürchtet sie, es sei ihm etwas passiert. – Sie ging reiten. Ich mußte zusehen, auch wie McAlpin weg ritt. Mein Rücken schmerzt noch immer & ich habe heute Xray Aufnahmen machen lassen. Ich muß wohl damit zu Dr. Holdren. Morgen werden wir sehen, was sie zeigen.

Gestern 12h zum Cocktail kamen: Mi., Hab., 2 Weyl, 2 Neumann. Es war sehr nett; Weyl war sehr aufgeräumt; der Dr hon.caus. hätte ihn doch erfreut.

Tee bei Lovasy (Nierenstein!) wo 2 Lutz, Nurkse, Hab. – H. war nachher wütend auf Lutz, der fortwährend nörgelte & schimpfte, Univ., Amerika, etc. Viel effektiver Unsinn, den er zus. redete. Es wird ihm nicht gut tun, sich H's Stimmung so zu verschlechtern. Ich habe Gottfried selten so agriert gesehen. Und das ist, was ich mir fast immer anhören muß, wenn ich sie treffe; (was ich aber möglichst einschränke).

Vorigen Di. Dinner mit Diana bei "Greta". Sie kam gerne, war nett, sah hübsch aus. Und doch, warum sind wir leicht kühl zueinander? Irgendwo fehlt es an der Wärme, die man gerne sähe. Ich hatte ausserdem noch arge Schmerzen.

Heute werde ich zum ersten Male seit langer Zeit zu einer Fak.Sitzung gehen.

Vorigen Mittwoch mit John 3rd gegessen, im Franz. Restaurant. Er war reizend. Am 4. Okt. will er mit Frau herkommen, bei McAlpin wohnen. Am 5. hat er Sitzung des Curric. Committee der Trustees (ihm gehört auch Van Dusen & Crane an). Wir wollen zu viert einen langen Ritt machen – hoffentlich bin ich bis dahin wieder in Ordnung.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1940-09-23
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)