Mi. 25. IX.
Die X-Rays haben einen negativen Befund ergeben & der junge Arzt weiss nichts. Ich soll aber Infra-rot bestrahlt werden & das wird gewiss nicht schaden. So gehe ich heute & Freitag. Es ist heute wesentlich besser als gestern, obwohl es kalt ist, stürmt & regnet. Das würde Wetter-Unabhängigkeit bedeuten, was gut ist. Vielleicht geht die Geschichte doch in 1 Woche weg.
Erste Vorlesung & 2 Precepts. Die Studenten sehr aufmerksam & ich hoffe, es wird sich gut entwickeln. Aber ich sehe schon, daß es auf eine einfache Wiederholung der Vorlesung nicht hinauskommen wird. Dagegen habe ich nichts, nur muß ich endlich an meinem Aufsatz schreiben.
Montag mit Mrs. Bryan aus. Ihr neues Haus ist höchst unpraktisch, aber es wird doch einige nette Züge haben. Wir waren in der Tow Path Inn. Das Pulver hat sie nicht erfunden, aber so im allg. ist sie ganz nett. Vor allem erfährt man eine Menge durch sie, weil sie hier alle Welt kennt. Mo. war ich auch wieder einmal bei einer Fakult.Sitzung; erste in diesem Jahr. Dodds war wieder da & begrüsste mich nachher fast überschwänglich. Später werde ich einmal mit ihm reden, aber nicht vor 2 Wochen.
Lovasy geht es sehr schlecht. Sie wird morgen ins Spital müssen & noch ein neuer Arzt muß geholt werden. Jetzt merkt man sogar hier von der Mobilisierung etwas, weil häufig viel Militär durch P. fährt. Endlich scheinen die Engländer Berlin einmal etwas erfolgreicher & gründlicher bombardiert zu haben. Ich glaube, daß die Nazi-Pläne doch schon gestört worden sind. Schlimm wäre es aber, wenn es den Engl. & de Gaulle nicht gelingen sollte in Dakkar zu landen.
Nurkse war gestern Abend hier. Er ist nett, gescheit & wirklich musikalisch. Wie sehr er Lutz überlegen ist! Bes. weil er Allgemeinbildung hat & nicht die Naivität zeigt, die der wesentlich ältere L. an den Tag legt.
Man sagt mir, daß ich nächstes Jahr viell. alle Seniors haben werde. Jetzt sind es ca. 20 von insges. 54 Seniors. Ich muß schauen, daß die Vorles. wirklich gut sind & bleiben. Das wird auch zu Publikationen führen. Schreiben wird bei mir zu einer dringlichen Angelegenheit. Ich sah es schon bei dem letzten Aufsatz, der viel länger wurde als ich je dachte & der leicht noch länger werden könnte.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)

