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tagebücher / 1940-41 / 1941-01-30

Do. 30.I.

Gestern mein Vortrag bei den N.J. Bankers. Ca 300 Personen. Es ging ganz gut, die Leute passten scharf auf. Viele kommentierten günstig. Graham war gekommen & fand, daß es sehr gut gelungen sei. Insbes. sei die Technik des Sprechens so gut. Man könne „barely“ merken, daß ich kein Amerikaner sei. Das ist ja recht erfreulich. Um 5h holte ich Haberler an der Junction ab & wir gingen zu mir, wo noch 2 Lutz, Lovasy, Graham, Nurkse & Bloomfield sich eingefunden hatten. Es war ganz nett; ein bisschen Disk. über den For.Trade Multiplier (eine bes. alberne Angelegenheit).

Nachher Cocktails in der Inn, wo Sproul, Sinclair & J. Williams. Haberler ging mit N. essen & früher heim, während ich ins Grad. Coll. mit den Bankers essen ging. J. Williams sprach über Defense. Eine Art phil. Meditation. Bin gar nicht einverstanden. Dass ein Central Bank Berater für weiteres Borgen & Hinausschieben verstärkter Besteuerung eintreten kann! Toll. Dabei erwartet die Bevölkerung höhere Steuern & billigt sie!

W. ist eben schwach. Jetzt muß ich seinen N.O. Vortrag lesen; ich hoffe die Proceedings werden bald erscheinen.

Heute vormittag war Mimi hier & brachte – aus N.Y. kommend – die herrlichen 6 (bzw. 5) Steubengläser. Nicht die Becher, sondern andere. Sehr lieb von ihr; ich glaube, daß die Becher aber doch schöner & origineller sind; sie hat sie nicht gesehen & wir werden das am Sonntag ausmachen. In ihr geht wieder eine Wandlung vor sich. Ich fühle, wie sie sich wieder stärker mir zuwendet; ich beachte diese Stimmung mit Hoffnung & Freude.

Jetzt wieder an Hicks weiter geschrieben. In den nächsten Tagen hoffe ich wieder etwas fertig zu bringen.

Nun müde. Wenn es morgen nicht zu kalt ist, gehe ich reiten.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1941-01-30
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)