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tagebücher / 1940-41 / 1941-07-15

Di. 15. Juli.

Sa. abend mit Herzfeld in der P. Inn nachtmahlen; er ist ein sehr feiner Mensch & wirklicher Gelehrter. Er hat so viele interess. Geschichten zu erzählen! Und wie bös er auf die Ökon. des Institute ist, was man begreifen kann bei den ganz verschiedenen Standards.

Sonntag fuhr ich per Auto n. N.Y. zu Otto v. Habsburg, wo die Diskussion fortgesetzt wurde. Ich hatte mir etliches zurecht gelegt. Er gefällt mir recht gut. Felix war auch da, ferner Klein und Ploechl (so typisch!). Wir lunchten zus. im Essex House & diskutierten bis 4.30. Ich ging dann ins New Westona. Madeline lud mich zum Essen bei sich ein. Ihr Vater ist sehr nett & sicher ein kompetenter Mann. Die Mutter sicher auch nett, aber still und leidend. Die Schwägerin non-descript. Das ganze Milieu kleiner Mittelstand, aber doch sympathisch dabei. Es ist aber nicht zu leugnen, daß wir sehr verschiedenen Welten angehören, vom Altersunterschied ganz zu schweigen (z. T. ist es dasselbe). M. & ich fuhren nach Coney Island, das ich noch nie gesehen hatte. Was für ein Betrieb. Aber die Leute unterhielten sich & es war nie rowdyhaft. M. war sehr nett, wir fuhren Caroussell!

Gestern bei Kittredge, M. Davis, Mises (der einen phantastischen Plan für eine Osteuropäische Union ausgearbeitet hat (ohne Staatsintervention). Bei Kubin (Ntl. IndConf.Bd.), der mich gerne zur Mitarbeit hätte; er kommt demnächst her. Viell. schickt er mir einen Anwalt, der ein Exposé für die Illinois Central RR will, gegen Honorar. Ich werde mir das anschauen.

Am Abend die Conferenz: Otto, Felix, Armstrong, Gunther, Bidwell, Kirk, Shuster etc etc. Riefler. Die ganze Sache schien ganz gut gegangen zu sein & Otto, der hauptsächlich examiniert wurde, zog sich sehr gut aus der Affäre. Ich machte auch einige politische Bemerkungen, die ziemlich beachtet wurden. Ich finde es so leicht, in solche Diskussionen einzugreifen. Nachher gingen wir noch ins Essex House auf einen Highball. Das Protokoll, das Moseley schreibt (den ich aus Bukarest kenne, 1936), wird alles weitere enthalten.

Heute eine Diskussion mit Williams in der F. Res. Bank; er glaubt nun auch nicht mehr ganz so an Guns and Butter. Aber er hätte das früher kapieren können. Jedoch gibt es jetzt noch in Wash. viele, die es noch immer nicht verstehen. Ich werde viell. doch einmal auf 2-3 Tage nach W. fahren. Sproul ist auf Urlaub, aber in 14 Tagen werden wir einen Lunch veranstalten.

Wieder weitere Bitten um Separata des Hicks-Aufs. von Leuten, die ich gar nicht kenne. Man sieht, daß man einige gute Sachen schreiben muß; alles andere kommt dann von alleine. Daher mit aller Energie am Aufsatz über die Spiele & an der Broschüre arbeiten. Beides wird sehr gut tun. Viner hat Riefler erzählt, daß die math. Ökon. in Chicago über meine Hicks Kritik & bes. über die Bemerkungen über die Gleichungen sehr "worried" seien. Gut.

Heute Nachtmahl bei Neumanns.

Einen Brief von den Eltern aus der Ramsau (v. 1. Juli). Ein früherer ist nicht angekommen. Es geht soweit ganz gut. Dort ist es ja so schön.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1940-41, Eintrag 1941-07-15
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.23)