OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1941-08-07

Do. 7. Aug.

Gestern Abend waren Nurkse & Lane hier. Wir spielten Mozart Quart. No 18, D Moll; sehr schön und die 4. Symph. v. Beethoven.

Vorgestern bei Fetters zum Nachtmahl; noch ihre Tochter dabei, die im Sprechen zeigt, daß sie Drama unterrichtet. Für täglich wäre das ermüdend. Fetter ist munter wie immer & auch seiner Frau geht es viel besser, als vor Jahren. Sehr nette Leute.

Sonst ist nicht viel los. Ich bemühe mich um die Broschüre; finde es z.T. schwer hineinzukommen, z.T. nur einen kleinen Ausschnitt des ganzen zu behalten. Es wird aber schon werden. Gar nicht trennen kann ich – und will ich – von der Mengenlehre. Ich war ein Esel, nicht in Wien der Univ. Math. nebenbei studiert zu haben. Statt der Quatsch Philosophie, die mir so viel Zeit gekostet hat und wovon gar nichts übrig geblieben ist. Ich werde nach Fraenkel Hausdorff lesen. Weitere Kapitel der Math. werden dann leichter fallen. z.T. schon wegen der Übung, auf die es schliesslich doch sehr ankommt.

Gestern an die Eltern geschrieben. Die Nazis behaupten tolle Erfolge, aber es ist sehr mysteriös. Im Reich scheint es ja viele Gerüchte gegeben zu haben, wie sie selbst sagen.

Heute fahre ich gegen 5 nach N.Y. um mich mit Diana zu treffen. Lovasy fährt mit, muß zum Arzt. Ihr Zustand ist wieder sehr schlecht. Sie wird sich wohl doch operieren lassen müssen. Gott sei Dank kommt nächste Woche ihre Cousine, die auch hier leben wird. Sie hat Geld; dadurch fühle ich mich erleichtert.

Viell. fahre ich gegen den 20. auf 10-12 Tage fort. Die letzten 2 Tage war ich recht müde; aber heute ist es wieder gut. Mir fehlt exercise. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-08-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)