OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1941-08-19

Di. 19. VIII.

Es war z.T. herrliches Wetter. Freitag war ich wieder reiten, Prince, & es war sehr schön. Am Abend kam Johnny zu mir & wir diskutierten & plauderten sehr angenehm. Er war in N. Y. gewesen, um Kakutani zu "retten", der als Spion mit 2 anderen math. der Univ. in Long Island verhaftete worden war. Alles hatte sich aber aufgeklärt, ehe J. intervenieren konnte. Wir sehen unsere MS wachsen. Ich habe schon ca 65 Seiten. Gestern bes. etliches geschrieben über die Ungewissheit über den Grenznutzen. Eine weittragende Angelegenheit. Die Tatsache, daß man es mit keinem reinen Max.problem zu tun hat, wenn es entgegengesetzte Interessen gibt, wird ein starker Schlag für die Theoretiker sein, die sich sehr werden mit dieser Sache beschäftigen müssen. Aber es wird ihnen Schwierigkeiten bereiten & lange dauern, bis sie es einsehen. Es ist sehr spannend. Es wäre leicht, die Sache sehr auszuweiten, aber das kann nur mit der Zeit geschehen. Ich erhielt wieder ein Angebot – von McGraw Hill – ein Lehrbuch der Theorie zu schreiben; ziemlich paradox, wenn man gerade dabei ist zu zeigen, daß das meiste noch gar nicht existiert! Ich denke natürlich nicht daran.

Sa. bei Neumanns zum improv. Nachtmahl, sehr nett. Morgen kommen sie, seine Mutter & Marina her; Children's party mit Icecream. Marina soll schon sehr aufgeregt sein.

Mimi tel 2 x aber ich wollte nicht. Viell. erwartet sie, daß ich etwas sage, wegen Reise nach New England. Aber was soll das? Es macht mich nur traurig, daran zu denken.

Gestern in N.Y. Lovasy besuchen. Es geht ihr erstaunlich gut, hat fast gar keine Schmerzen. Ich glaube, sie wird sich bald erholen. Nachher mit Madeline bei Luchow (14 th St.) nachtmahlen & um 10h per Bahn heim (Benzin zu sparen). Es war recht nett. Sie muß Mi. in N.Y. & Do. in Phila bei Wanamakers vor einigen 100 Frauen sprechen!

Ich soll am 25. Sept. beim Ntl. Inf. Conf. Board reden; über War financing. Die Gelegenheit möchte ich benützen, um den Ökon. einiges zu sagen (über Def. financing etc., die Vernachlässigung der quantitat. Verhältnisse (Hansen etc.)).

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-08-19
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)