OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1941-08-22

Freit. 22.

Gestern und heute reiten; Prince war ausgezeichnet. Ich habe es sehr genossen. Er kennt mich nun gut. Ganz langsamer Canter, 8er mit Wechsel des "lead" etc. Ich bin wieder in ganz guter Form. 2½-3 meilen im Trott, ohne ausser Atem zu kommen. Mit Mrs. Jones verstehe ich mich recht gut; sie ist sehr nett.

Gestern Abend kam Mimi auf 2h. Wir assen bei den Kühen. Sie fuhr um 9.30 wieder von Trenton ab. Die Firma wird doch Geld von der R.F.C. bekommen. Sie wäre wohl gerne mit mir gekommen; viell. treffen wir uns 2-3 Tagen.

Ich fahre erst morgen (falls es nicht regnet). Am Nachmittag ausführliche Disk. mit Johnny, der ganz bei der Sache ist. Duopol. & Bilat. Tausch aufgeklärt. Das Sherlock Holmes Beispiel durchgerechnet. Ich sah so deutlich neulich, daß es dem matching pennies entspricht. Er freute sich. Man kann es noch variieren. Mit meinen Zusätzen zum MS sehr einverstanden; er drängt, noch einige weitere Zusätze zu machen, die einige meiner Bemerkungen noch verdeutlichen werden. Er wollte das MS behalten; offenbar will er nächste Woche daran arbeiten. Er ermutigt mich auch die Note über die korrekte Ausdeutung der Angebot & Nachfrage Kurven zu schreiben. Ich nehme mir meine Notizen mit & sollte eigentlich mit einem kleinen MS wiederkommen. Er möchte viell. eine Formalisierung vornehmen, oder meine verbessern. Ich kann gar nicht sagen, wie mich das alles freut & tief bewegt. Auch was ich über die Neuformung des Grenznutzenbegriffes schrieb, akzeptiert er; ich muß es noch etwas ausführen.

Briefe geschrieben. Was das für Zeit kostet, wenn man so tief in diesen Dingen steckt. An die Eltern geschrieben. Sie werden schrecklich schweren Zeiten entgegen gehen. Gut, daß Meinl mir so viel Interesse entgegen bringt. Fr. Smeykal schrieb mir & ich antwortete sogleich.

Der Krieg wird immer grässlicher. Man kann sich nur sehr schwache Vorstellungen machen. Viel Unruhe scheint es in Paris zu geben (wo noch einmal eine grosse Revolution kommen wird). Die Nazis rufen Freiwillige (!) zum Kampf im Osten auf. Schacht soll verhaftet sein. usw. usw. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-08-22
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)