OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1941-09-03

Princeton 3. Sept. 41

Gestern abend heimgekommen. Bei herrlichem Wetter von Norfolk gegen 10.30 ab; kurz mich in Hillside aufgehalten, wo aber nichts weiter los war. Um 3.30 bei Lovasy & Frl. Jeidels im Hotel Buckingham; es geht L. ganz gut, sie werden Freitag oder Sa. hierher kommen. Die League möchte sie bald zurückhaben, aber es wird sie warten können. Von dort ins New Weston, wo ich mit Madeline Tee trank. Sie sah wieder reizend aus, nannte mich einen Teufel und erklärte, daß ich sie ganz verdorben habe, weil ihr die Gesellschaft der vielen Leute nicht mehr passe, die sich zunehmend um sie bemühen. Sie ging zu einem Dinner und wusste nicht, ob sie dort absagen solle, um mit mir zu essen. Es war sehr drollig. Sie bekommt jetzt einen 6 Monate Vertrag mit Powers & kann ihr Gehalt selbst hineinschreiben. Sie wird noch viel Erfolg haben. Nett wäre es gewesen, sie auf dem Urlaub mit zu haben; dann wäre ich nicht so rasch zurück gekommen! Aber ich vertrug das allein sein nicht. Hier in P., wo ich ganz in meine Arbeit verstrickt bin, stört es mich viel weniger.

Ich habe mir heute etwas die Lit. über Determinateness of the utility function angesehen; es ist kümmerlich. Wir werden das nicht zitieren brauchen. Ich kann allmählich ermessen, was der Aufsatz den Leuten für Kopfzerbrechen machen wird. Bes. wenn wir auch solche Bemerkungen über die Unmöglichkeit v. Indifferenzkurven darinnen lassen, falls wir es mit teilweise geordneten Mengen (v. Gütern & Wahlen) zu tun haben! – Haberler lächelte hämisch, als ich nur die Arbeit erwähnte; dabei weiss er überhaupt nichts vom Inhalt. Schumpeter, dem ich nur wenig andeutete, war ganz elektrisiert. Als ich Minimax erwähnte, meinte er, das sei Maxim. mit Randbedingungen!! Also muß man auch das noch erwähnen, um dieses Missverständnis auszuschliessen. Er war aber nett; wohnt so schön.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-09-03
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)