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tagebücher / 1941-43 / 1941-09-06

Sa. 6. IX.

Also doch einige Seiten geschrieben. Es ginge leichter, wenn es sich gleich um das grosse MS handelte, weil eben Breite unvermeidlich sein wird. Es ist auch kaum möglich, die "Spiele" in den Hintergrund zu drängen.

Gestern Dinner mit Brown (v. Brown U), den ich einladen mußte. Er geht mir mit seinen fortwährenden Fragen auf die Nerven. Wir gingen dann ins Kino "Dive Bomber", was ganz interess. war. Im Institut beim Tee der W.historiker sah ich Aydelotte. Ein Mann namens Banat (?) hatte genau meinen Hicks Aufs. gelesen und behauptete ganz zuzustimmen. Heute schickte mir jemand aus Phila ein MS, das einen Gedanken aus dem Aufsatz aufgreift. Das wird noch ganz anders werden, wenn die "Spiele" erscheinen!

Heute um 4 kam Lovasy & Frl. Jeidels, die ich abholte. Das neue Kahler Haus ist prächtig; so geräumig! L. ist ganz gut beisammen, soll nur nicht glauben, daß sie die Stellung verlieren wird, wenn sie noch länger von der League fortbleibt. – Heute Lunch mit den Lutzs. Gestern war grässlichstes Badezimmer Wetter; heute schön. Ich war ein Esel, nicht reiten gegangen zu sein; aber viell. gut, denn ich begann zu schreiben; wenn auch alles noch umgeschrieben werden muß, ist es ein Anfang.

Der am. Zerstörer – Nazi U Boot Zwischenfall wird erst in Bedeutung wachsen. Roosevelt spricht Montagabend. Wahrscheinl. wird man irgend eine Maßnahme ergreifen, nicht nur Worte machen. So treibt es in den Krieg. In Wash. glaubt man angeblich an Krieg bis 1. Okt. – Das müsste doch in Deutschl. vernichtend wirken; von Italien ganz zu schweigen.

Madeline schickte mir gestern eine kurze Note mit dem $ 15.- Scheck ihrer Freundin, den ich sogleich zurücksandte (sie hatte geborgt bei mir). Wir sehen uns viell. bald. Am 17. d. lunche ich wieder mit Allen Sproul.

- Die 10 Tage Ferien haben mir gezeigt, daß ich das Alleinsein gründlich satt habe. Hier merke ich es nicht so, weil es die Arbeit gibt & auch Leute. Aber allein in Hotels, am Strand, in den Bergen. Nein. Ich muß mich nun bald entscheiden; aber es ist so schwer. Da ich so lange gewartet habe, sollte meine Wahl auch etwas vernünftig sein; nicht nur von Zuneigung etc. bestimmt werden. Und gerade das macht es so schwierig. Aber ich glaube, daß ich bis zum Frühjahr wissen werde.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-09-06
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)